Laos importierte die Asienkrise

Der Inflations-Kommunismus

Es gibt nur noch wenige Länder, deren Regierung im CIA-World-Factbook als "kommunistisch" bezeichnet werden. Die Demokratische Volksrepublik Laos gehört dazu. Ein Hinderungsgrund für ausländische Investitionen aber ist das schon lange nicht mehr. Die Bezeichnung "kommunistisch" bezieht sich in Laos kaum mehr auf die Produktionsform oder den Besitz an Produktionsmitteln, sondern auf eine autoritäre Regierungsform, die bei Investoren als Garant für so genannte politische Stabilität gilt.

Wie zuverlässig die Laotische Revolutionäre Volkspartei in dieser Hinsicht ist, stellte sie am 26. Oktober unter Beweis: Nach einem Bericht der thailändischen Tageszeitung The Nation wurden mehr als 100 Studenten und Dozenten der Polytechnischen Universität festgenommen, als sie sich zur größten Protestaktion seit dem Sturz der Monarchie im Jahre 1975 - im Gefolge der "kommunistischen" Machtübernahme in Kambodscha und Südvietnam - versammeln wollten. Die Geheimpolizei habe die Protestierer umzingelt und festgenommen. Die Regierungs- und Parteifunktionäre haben in solchen Dingen Erfahrung, denn sie entstammen größtenteils der Armee. Sieben Militärvertreter sitzen im neunköpfigen Politbüro der Partei - darunter auch der Ministerpräsident Sisavat Keobunphan.

Bei solchen Voraussetzungen kommen die Investoren gerne, mit knapp 1,5 Milliarden US-Dollar haben US-Firmen mittlerweile mehr in laotische Wirtschaftsprojekte gesteckt als einheimische Geldgeber. Deutsche Investitionen sind zwar recht gering, aber auch die Asienexperten der deutschen Wirtschaft bescheinigen Laos eine "konstante und gut berechenbare Innenpolitik".

Die laotische Regierung tut ihrerseits alles, um sich ihren guten Ruf im Ausland zu erhalten: Seit 1994 gibt es ein Managementkomitee für ausländische Investitionen, das direkt dem Büro Sisavats untersteht, acht Jahre vorher hatte Laos mit dem "neuen ökonomischen Mechanismus" den Kurswechsel zu Liberalisierung und Marktorientierung vollzogen. Statt des normalen Unternehmenssteuersatzes von 35 Prozent zahlen die finanzkräftigen Ausländer nur 20 Prozent, investieren sie auf dem Land oder in Gebirgsregionen, sinkt der Satz weiter. Bisher ist Laos nämlich noch überwiegend agrarisch geprägt: 85 Prozent der Erwerbsbevölkerung sind im primären Sektor tätig, über die Hälfte des Brutto-Inlandsproduktes wird hier erwirtschaftet.

Den asiatischen Tigerstaaten nacheifernd, erreichte Laos von 1991 bis 1997 ein reales Wirtschaftswachstum von fünf bis sieben Prozent. Dann kam die Krise, und zwar aus den Nachbarländern: Die laotische Ökonomie ist stark von der Thailands und Vietnams abhängig, den beiden wichtigsten Handelspartnern der Volksrepublik. Gegenüber dem US-Dollar büßte die Landeswährung Kip dann heftiger an Wert ein als der thailändische Bath oder die indonesische Rupiah, die Preise im Land stiegen enorm: Die Inflationsrate betrug im vergangenen Jahr nach Expertenschätzungen etwas mehr als 100 Prozent.

Die Versorgung mit dem wichtigsten Grundnahrungsmittel Reis ist bisher dennoch gewährleistet. Sieben Zehntel der gesamten Agrarfläche des Landes werden für den Reisanbau genutzt.

Künftig aber sollen Reisanbau wie die Ökonomie insgesamt stärker auf den Export ausgerichtet werden - unter Anleitung eines von der japanischen Regierung entsandten Wirtschaftsprofessors. Damit es bei der nächsten Krise richtig kracht.