Späte Rache

Eigentlich hatte er sich auf Größeres eingestellt: Einst Sprecher des für seinen autoritären Kurs bekannten Generalbundesanwaltes Kurt Rebmann, ging er als Generalstaatsanwalt nach Mecklenburg-Vorpommern. Neun lange Jahre. Sogar als Innenminister war Alexander Prechtel gehandelt worden, wenn denn die Union die Landtagswahlen im vergangenen Jahr gewonnen hätte. Hat sie aber nicht. Und jetzt spricht Prechtel von einem "politischen Willkürakt". Denn seit vergangene Woche ist der CDU-Mann arbeitslos. Zehn Monate, nachdem die rosa-rote Regierung des Sozialdemokraten Harald Ringstorff die Macht im Schweriner Schloß übernommen hat, mußte Prechtel als oberster Ankläger des Bundeslandes seinen Hut nehmen. Geradezu "entwürdigend" sei es gewesen, wie ihn der Ministerpräsident "in drei Minuten abgefrühstückt" habe, schimpfte der Jurist.

Dabei hätte Ringstorff, der in Meck-Pomm auch den Justizminister abgibt, ganz anders können. Wollte er aber nicht: "Jeder bekommt bei mir eine Chance", erklärte der Sozialdemokrat und setzte Prechtel nicht gleich nach Bildung der PDS-SPD-Regierung vor die Tür. Nun aber war Schluß mit lustig. Hatte sich der Generalstaatsanwalt doch geweigert, die Ermittlungen gegen die PDS-Fraktionschefin Caterina Muth einzustellen, die Kosmetikkram im Wert von 22,90 Mark geklaut hatte. Und auch gegen den Schweriner "Eierdieb-Erlaß", nach dem Ladendiebstähle bis zu 100 Mark nicht zwingend zur Anklage kommen sollen, war Prechtel Sturm gelaufen. Genug also. Nun soll's der Neue richten: Künftig wird ihn der langjährige schleswig-holsteinische Richter Uwe Christian Martensen ersetzen. Ob der für die softe Linie gegen kleine Räubereien zu haben ist? Zur Amtsübernahme jedenfalls ließ er wissen, er stehe für eine nachdrückliche und wirkungsvolle Strafverfolgung, gegebenenfalls mit harten Strafen - aber mit Augenmaß für das einzelne Schicksal.