Geiseln und Handel

In den letzten drei Monaten konnte Helmut Hofer im Haus des Deutschen Archäologischen Instituts in Teheran unter Hausarrest sogar täglich in einem Pool schwimmen und im Garten spazieren gehen. Seit dem 1. August wartet er erneut in dem berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis auf sein nächstes Gerichtsverfahren, weil angeblich Fluchtgefahr bestehe. Dieses Mal werden ihm nicht nur sexuelle Kontakte zu einer Muslimin, sondern Verbindungen zu "verdächtigen ausländischen Elementen" vorgeworfen.

Die Verhaftung Hofers ist offenbar eine Antwort der iranischen Mullahs auf die jüngst erfolgte Verhaftung von zwei iranischen Spionen in Deutschland. Nach der ersten vorläufigen Freilassung Hofers hatte der damalige Kanzleramtsminister Bodo Hombach gemeint, daß das starke Argument "Kapital" aus Deutschland seine Wirkung bei den Mullahs gezeigt habe. Mitte Juli erweiterte der zuständige interministerielle Ausschuß seine Hermes-Deckungsmöglichkeiten für Geschäfte mit dem Iran. Ab sofort können Exporteure auch staatliche Deckungen für die Lieferung landwirtschaftlicher Produkte, insbesondere von Getreide- und Speiseöl, an den Iran in Anspruch nehmen. Wenn Zahlungsziele von bis zu einem Jahr vereinbart sind, sollen bis zu zehn Millionen Mark Ausfuhrgarantien und -bürgschaften gewährt werden.