Deutsch-britische Freundschaft

Beef-Krieg

"Wenn man aus den deutsch-britischen Beziehungen in diesem Jahrhundert irgendeine Lehre ziehen kann, dann die, daß wir immer den Fehler gemacht haben, den Deutschen viel zu viel zu erlauben, bevor wir schließlich - und zu hohen Kosten - zurückschlagen. Das gilt sowohl in der Diplomatie als auch im Krieg. Und wenn unsere Bauern überleben sollen, dann brauchen wir in dieser Sache eine Diplomatie, die keine Gefangenen macht."

So hat es Simon Heffer vergangene Woche in der britischen Tageszeitung Daily Mail formuliert. Erst der Tausch von Sansibar gegen Helgoland, dann zwei Weltkriege, schließlich das klammheimliche Mit-Feixen über de Gaulles zweimaliges "Non" über Großbritanniens Dabeisein in Europa - und nun auch noch die deutsche Blockade von britischem Rindfleisch. Die "Inzüchtigen", wie ein Welt-Redakteur kürzlich gegenüber der Washington Post die Briten bezeichnete, schlagen jetzt zurück.

Genug des britischen Masochismus, das Inselreich hat zu lange nach den Regeln gespielt, hat den British Way of Life zu sehr normieren lassen - sogar die EU-Nummernschilder führt man jetzt ein, alles für Europa. Und was kriegt man für diese "Erosion der britischen Identität"? Auch das fragt die Daily Mail.

Zurück zum Rindfleisch. Während die "vom Wahnsinn arg gebeutelten Briten", wie der Neubrandenburger Nordkurier schreibt, not really amused sind, ist die hiesige Presse sich des Sieges sicher: Mit einem süffisanten "verschnupft" beschrieb die Hannoversche Neue Presse die miese Laune des landwirtschaftlichen Staatssekretärs in London, Elliot Morley. Die Sächsische Zeitung zitiert einen Herrn Ehrentraut von der Dürröhrsdorfer Fleisch-und Wurstwarenfabrik: "Wir setzen uns doch mit britischem Fleisch keine Laus ins Haus."

Und auch wenn in Bad Schandaus Schlemmer-Eck seit dem Rindfleisch-Krieg fast nur noch Schwein aufs Meißner Porzellan kommt, bleibt Gastwirt Wolfgang Prange hart: trotzdem Bann!

Diese Methode ist aber auch im Empire bekannt. Die Daily Mail druckt denn auch gleich eine Liste deutscher Produkte ab, die man als Inselbewohner künftig mit stiffer upper lip links liegen zu lassen hat: Pinkus Organic German Beer, Katlenburger Multi Vita Wein in der 75 cl Flasche, Brunswick Ham, German Bread - Schwarzbrot, das nach "Art der Deutschen mit einem Lager genossen wird". Auch Kühne Senf und die lila Kuh sollen aus englischen Einkaufswagen verschwinden.

Daily Mail-Kommentator Heffer hat dennoch Mitleid mit den Deutschen: "Nach ihrer jahrzehntelangen Dominanz leiden sie nun unter grotesker Überregulierung, einer verkalkten Wirtschaft, hoher Arbeitslosigkeit und einer schwachen Währung. Kein Wunder, daß sie ständig versuchen, ihren Wettbewerbern ein Bein zu stellen."

Die Heilbronner Stimme versteht hingegen nicht, daß "London unverhohlen mit einer Beschwerde" droht. Zumal es doch nur einige 100 Tonnen sind, um die sich das ganze Importgerede drehe, sekundiert die FAZ und freut sich über Pfarrer Hintze, der Einigkeit mit der Regierung demonstriert.

Ob ihm das schwergefallen ist? Wohl nicht, denn ab 2000 kann er Weihwasser über Fleisch verspritzen, das dann mit einem EU-Herkunftsstempel versehen sein muß. Eventuell hat sich bis dahin ja auch ein elftes Gebot durchgesetzt: Deutsche, kauft nur bei Deutschen.