Bedingt unabhängig

Die Regierung in Montenegro hat sich vergangenen Donnerstag für eine Auflösung Jugoslawiens und die Bildung einer Föderation mit Serbien ausgesprochen. Das Bundesland will künftig eine eigene Außenpolitik verfolgen und eine eigene Währung einführen. Beide Republiken sollen ein autonomes Verteidigungsministerium erhalten, das im Wechsel jeweils zwei Jahre für die ganze Gemeinschaft zuständig ist. Sollte Serbien den Vorschlag ablehnen, will Montenegro notfalls eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit durchführen.

Die jugoslawische Staatsführung sagte bis zum Wochenende nichts zu den Plänen. Lediglich der Vorsitzende der extrem nationalistischen Serbischen Radikalen Partei (SRS) und amtierende stellvertretende serbische Regierungschef Vojislav Seselj drohte mit Gewalt, falls sich Montenegro von Jugoslawien lösen wolle. Wenig interessiert an einem weiteren Krieg zeigt sich derzeit das US-Außenministerium. Dessen Sprecher, James Rubin, bescheinigte der jugoslawischen Teilrepublik zwar einen "vernünftigen und rationalen Reformkurs". Zugleich betonte er jedoch, daß Montenegro innerhalb des jugoslawischen Bundesstaates bleiben solle.