Gewaltfrei für Gewaltfreiheit

Hofgeismar hin, Hofgeismar her: In der Weimarer Republik gründeten in der Kleinstadt bei Kassel Sozialdemokraten, denen die SPD zu spießig war, einen Gesprächskreis. Nach Wende und Wiedervereinigung fanden sich dort ein paar "national denkende" Spießer von den Jusos aus Leipzig zusammen, die sich seitdem ihrerseits als "Hofgeismarer Kreis" bezeichnen. Jetzt haben auch die Grünen einen Hofgeismarer Kreis: Bei ihnen besteht er aus Nichtmehrgrünen, die sich "unabhängige grüne" nennen und 2001 mit einem eigenen Programm zur hessischen Kommunalwahl antreten wollen: mit "konsequent gewaltfreien Mitteln für eine ökologische, soziale und gewaltfreie Politik", wie es im Parteiprogramm heißt. Daß die Spalter mit ihrem Gewaltfreiheits-Fimmel auf den leidigen Kosovo-Krieg anspielen, mißfällt der Mutterpartei: Schließlich wurde der Krieg ja nicht in Kassel-Land ausgefochten. Im übrigen unterscheide sich das kommunalpolitische Programm der "unabhängigen grünen" keinen Hauch von dem der abhängigen Grünen. "Um Verwechslungen zu vermeiden" will die Bundespartei den Abweichlern nun den Gebrauch des Wortes "grün" in ihrem Parteinamen verbieten lassen.