Antifa heißt Nachwuchs

Tix und Trix

Es fängt mit dem Wunsch an, aktiv zu sein gegen Rechts, und es endet mit Schnellverfahren und Knast. Das neu überarbeitete Heft "Tips und Trix für Antifas" scheint eine von diesen Werbebroschüren zu sein, mit denen zehn- bis 15jährige SchülerInnen durch Slogans wie "Widerstand ist wunderbar! Kommt zur Jugend-Antifa" in die militante linke Szene integriert werden sollen.

Das hat jetzt der Verfassungsschutz herausgefunden und auch gleich eine Broschüre veröffentlicht. Thema: "Lockwort Antifa" und die antifaschistische Jugendarbeit. Zwar sollte man annehmen, daß sich der Staat freut, wenn wenigstens einer Jugendarbeit betreibt - und das auch noch kostenlos -, die Verfassungsschützer scheinen jedoch nicht glücklich damit zu sein.

Dabei ist die Antifa-Broschüre nicht nur in "Jugendsprache" geschrieben, sondern enthält auch viele anschaulich beschriebene Tips. Z.B. zur effizienten Aufgabenverteilung, wenn Häuser zu schützen sind. Da gibt es den "militanten Schutz", die "Beobachterposten", den "Türschutz" und die "Hausverteidigung". Am besten sind alle im Kampfsport ausgebildete Helden, die, unauffällig gekleidet, auch gewährleisten können, eventuelle Feinde zurückzuschlagen. Aber auch bei der Planung solcher "Einsätze" werden die Neulinge nicht allein gelassen.

Besonders wertvoll ist der Hinweis, die Opfer zu fragen, ob sie überhaupt beschützt werden wollen. Auch ein "Rückzug" sollte für die Kämpfer zur Option stehen und sei keine Schande. Detaillierte Beschreibungen gebräuchlicher Waffen wie Knüppel, Schreckschußpistolen, Cesis (CS-Gassprays) folgen. Natürlich wird auch deren Handhabung beschrieben, die sorgfältig zu erlernen sei.

Ein nützlicher Rat: Gas nie gegen den Wind sprühen und nicht "mit einem Chako rumlaufen, das mensch sich im Ernstfall selber an die Rübe haut". Dabei sind die Tips, wie die VerfasserInnen betonen, nicht auf "theoretischem Mist gewachsen, sie bauen auf unsere oder anderer Gruppen Erfahrungen auf".

Schließlich muß auch die eigene Flugi-Aktion mitunter militant verteidigt werden können. Für konspirative Plakatier- und Sprühaktionen werden hilfreiche Code-Wörter zum Zurufen geboten. Zum Beispiel "Hasso", wenn Gefahr droht, "Bello", wenn alle weglaufen müssen, und "Nun komm doch mal!", wenn Entwarnung ist. Kein Wort jedoch zu Zwischenfällen mit Kampfhunden, die sich eventuell angesprochen fühlen könnten.

Doch wenn nichts mehr geht: Ein gut organisierter Selbstschutz läßt die zehnjährigen "Streetfighter" - wie sie beim VS genannt werden - auch in brenzligen Situationen nicht verzagen. Schließlich haben sie die froh lockende T'n'T-Broschüre nicht umsonst gelesen: "Nicht nur Castor stoppen, das System zerkloppen."