Zulassung für Mifegyne

Der Bauchkampf geht weiter

Einfach eine Pille schlucken und schon ist das Problem aus der Welt? LebensschützerInnen machen es sich in der Diskussion um das Abtreibungspräparat RU 486 leicht in ihrer Darstellung des Schwangerschaftsabbruches. Ihr Credo: Wenn eine Frau schon "ihr Kind tötet" (einen Unterschied zwischen Kind und Fötus kennen sie nicht), so soll sie bitte schön auch den operativen Eingriff mit all seinen Gefahren über sich ergehen lassen. Ihr Schutz gilt dem "ungeborenen Leben", nicht dem der Frauen.

Daß auch er noch nicht begriffen hat, um wen es eigentlich geht, beweist Bundeskanzler Gerhard Schröder, wenn er in einem Brief an die Emma-Redaktion begrüßt, daß Ärzte nun zwischen chirurgischen und medikamentösen Methoden wählen könnten. Von Selbstbestimmung keine Rede: Der Verlauf der Debatte und das Personal, das sie führt, zeigen, daß Frauen weiter Verantwortungsbewußtsein abgesprochen wird.

Auch Mifegyne kann keine Wunder vollbringen: Zwar ist die Pille für viele Frauen - nicht für alle - körperlich schonender als der chirurgische Eingriff, doch auch diese Methode ist nicht frei von Nebenwirkungen. Schmerzhafte Kontraktionen der Gebärmutter und Übelkeit sind nur zwei davon. Der Abbruch zieht sich über mehrere Tage hin, während deren sich die Frau des Vorgangs bewußt ist und unter Umständen auch direkt mit dem ausgestoßenen Fötus konfrontiert wird. Ein operativer Eingriff kann oft leichter verarbeitet werden, denn er findet unter Narkose statt und dauert meist nur Minuten. Da die Anwendung von Mifegyne nur bis zum 49. Tag nach Beginn der letzten Periode zugelassen ist, steht die Frau bei ihrer Entscheidung zusätzlich unter enormem Zeitdruck.

Trotz alledem ist die Zulassung von Mifegyne für Frauen ein Fortschritt, gerade im Vergleich mit der operativen Methode. Narkose und Operation fallen weg, und damit auch die mit ihnen verbundenen Risiken, von der Gefahr einer Entzündung, die Unfruchtbarkeit zur Folge haben kann, über den Blutverlust und eine mögliche Beschädigung des Gebärmutterhalses bis hin zum versehentlichen Durchstoßen der Gebärmutterwand. Irgendwann wird die Frau den Schwangerschaftsabbruch selbst einleiten und muß sich nicht unter Narkose den Händen eines Arztes anvertrauen. Ob aber nun der psychisch belastendere medikamentöse Abbruch mit Mifegyne leichter ist als das Absaugen oder Ausschaben, das muß jede für sich selbst entscheiden. Für manche Frau ist er das sicher. Ein Fortschritt im Kampf um "den eigenen Bauch" ist die Zulassung des Präparats aber nicht.