Absturz mit Rover

"Kernkompetenz" ist in den Neunzigern das Modewort der Unternehmensstrategen. Jede Firma soll demnach überlegen, über welche besonderen Fähigkeiten sie verfügt, und ihre Geschäftsfelder danach aussuchen, wo ihr dieses Wissen einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz verschafft. Da der frühere BMW-Chef Bernd Pischetsrieder ein modebewußter Mann ist, hat er sich 1994 gefragt, was sein Unternehmen am besten kann und hat eine geniale Antwort gefunden: "Autos bauen". Um dieses Wissen auch noch auf einem anderen Markt als dem der Oberklasse in bare Münze umsetzen zu können, hat er den britischen PKW-Hersteller Rover gekauft. Aber der Kurs des Pfundes stieg, das macht die britischen Wagen teuer, kaum jemand will sie kaufen. Allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres ging der Absatz von Rover-Autos um 34 Prozent zurück. Und so schreibt Rover rote Zahlen - im vergangenen Jahr fast 1,9 Milliarden Mark. "So kann es nicht weitergehen", hat sich der neue BMW-Chef Joachim Milberg gedacht und letzte Woche angekündigt, weitere zehn Milliarden Mark in das britische Tocherunternehmen zu investieren, damit sie endlich einmal Gewinne bringt.