Antifa heißt Kauderwelschen

Schmetterlinge des Sozialismus

Stefan Pribnow hat große Pläne. Kei-ne vier Jahre ist es her, da konnte der Herausgeber, Redakteur und Layouter der Kalaschnikow nur knapp 300 seiner "kommunistischen Zeitungen" unter den Studierenden der Freien Universität Berlin (FU) absetzen. Seit zwei Wochen nun ist das Blatt mit einer Auflage von 10 000 Exemplaren bundesweit am Kiosk erhältlich. Ge-blieben ist der Untertitel: "Schmetterlinge des Sozialismus". Und freilich die Kalaschnikow. Die Knarre sei schließlich überall bekannt. Der einstige Werbespruch - "radikaler als die Radikal" - mußte aber einer neuen Marketing-Strategie weichen: "Man kann links neben dem Spiegel noch ein Blatt positionieren", phantasierte er jüngst in der Berliner Zeitung.

Dumm nur, daß sich Pribnow ausgerechnet mit dem Alt-68er Bernd Rabehl eingelassen hat, der seit Mo-naten mit seinen rechtsextremistischen Äußerungen für Aufregung sorgt. Daß der FU-Professor befürchtet, in Deutschland sei niemand auf "den inneren und äußeren Krieg" vorbereitet, der durch "massive Einwanderung" auf "die asylgewährenden Länder übertragen" werde, fand der Kalaschnikow-Macher so wichtig, daß er für Rabehls Weisheiten gleich mal Platz auf seinen Web-Seiten freischaufelte. Sämtliche Artikel Ra-behls seit seinem rassistischen Coming-out vor der Münchner Burschenschaft Danubia im Dezember 1998 waren fortan auf Partisan.net im Internet zu finden.

Und damit kein Zweifel aufkommt, hat sich Pribnow gleich als Rabehl-Verleger aufgespielt und die Texte mit einem Copyright belegt. Das alles gefiel dem Provider natürlich überhaupt nicht. Partisan.net forderte den "Politmagazin"-Chef auf, die "völkischen und rassistischen" Artikel zu löschen. Nach der Androhung der fristlosen Kündigung entfernte Pribnow schließlich am 9. Juni die drei Rabehl-Texte (Jungle World, Nr. 25/99). Freilich nicht, ohne nachzutreten: "Es gibt in diesem Land mehr als genug Faschisten. Wir brauchen uns keine zusätzlichen zu backen. Deshalb werden wir die Auseinandersetzung führen. Auch mit B. Rabehl." Aber daran hatte Pribnow sowieso keinen Zweifel gelassen: Anfang Juni traf er sich mit dem Professor ganz öffentlich zum Plausch über dessen Thesen im Haus der Demokratie. Vorab ließ er wissen: "Gesinnungspolizisten mögen draußen bleiben." Mit denen aber muß sich Rabehl nun um so mehr in seinen eigenen Gefilden auseinandersetzen. Letzte Woche erlaubte das Berliner Landgericht Rabehls Kollegen am Otto-Suhr-Institut, Gero Neugebauer, die rassistischen Sätze des gewendeten Altlinken beim Danubia-Treffen als "Aufruf zur Kriegsvorbereitung" zu bezeichnen. Dies sei durch das Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt, auch wenn die Richter Rabehls Rede nicht so interpretieren wollten.