Ärzte und Ämter

Für "haarscharf an der Grenze des Vertretbaren" hält der Berliner Ärztekammerpräsident Günther Jonitz die Praxis des polizeiärztlichen Dienstes der Hauptstadt. Einer Bosnierin, die im Sommer 1992 von Angehörigen der serbischen Armee drei Tage lang ohne Nahrung in ein Stadion gesperrt, geschlagen und mißhandelt worden war, diagnostizierten die Polizeiärzte "keine Traumatisierung". Die Begründung des Arztes: "Das Ausmaß der persönlichen, leidvollen Bürgerkriegseinwirkung dürfte sie in gleichem Umfang erlebt haben wie viele andere in derselben Situation befindliche Landsleute." Auch der Berliner Arzt Eberhard Vorbrodt unterstützt die Kritik an den Polizeibehörden: Einem 16jährigen Kurden in Abschiebehaft, dem Vorbrodt eine schwere psychische Erkrankung sowie Selbstmordbereitschaft diagnostizierte, habe der zuständige Polizeiarzt noch am selben Tag die Reisefähigkeit attestiert, woraufhin der Mann sofort abgeschoben wurde.