Australiens größter Nazi-Partei droht die Spaltung

One Nation - Two Partys?

Zu viel Führung, zu wenig Demokratie: Die Kritik eines Teils der One Nation-Parlamentarier aus dem Bundesstaat Queensland klingt eher nach Sozialdemokraten, nach den Angehörigen einer Öko- oder irgendeiner liberalen Partei.

Und doch waren es vergangene Woche drei Abgeordnete von Australiens größter rechtsextremistischer Partei, die ihre Parlamentssitze aufgaben und auch gleich One Nation verließen, weil sie sich politisch und finanziell von der Parteispitze zu sehr gegängelt sahen: Das Führungstrio der Partei, die unangefochtene Chefin Pauline Hanson, der "Nationale Direktor" David Ettridge und der "Nationale Berater" David Oldfield, übe seit Jahren "absolute Kontrolle" über One Nation aus, kritisierte beispielsweise Dorothy Pratt.

Pratt fungierte bislang als Vorsitzende der zehnköpfigen One Nation-Fraktion in Queensland, dem Gründungs- und Stammgebiet der Nazi-Partei. Dort hatte im Juni vergangenen Jahres immerhin jeder vierte Wähler für die mit zahlreichen bekennenden Rassisten besetzte Wahlliste der Fish-and-Chips-Wirtin Hanson gestimmt. Bei den folgenden australischen Parlamentswahlen im Oktober verfehlte One Nation zwar das selbstgesteckte Ziel, zur Regierungsbildung beitragen zu können und so Australien "gegen asiatische Einwanderer abzuschotten" (Hanson), doch errang die Partei immerhin acht Prozent der Stimmen.

Schon zu diesem Zeitpunkt sei One Nation alles andere als eine "One Party" gewesen, jammerte Pratt am Samstag der Tageszeitung Financial Review die Seiten voll: "Ich bin mir seit langem über die Probleme von One Nation bewußt gewesen und habe versucht, mit den beiden Davids und Pauline Hanson darüber zu sprechen, aber sie haben unser Anliegen nicht ernst genommen."

Deswegen habe sie zusammen mit allen One Nation-Abgeordneten aus Queensland am Mittwoch der "nationalen Führung" ein Ultimatum gestellt. Gefordert worden seien die "Demokratisierung" der Partei, ein Sonderparteitag und eine Abstimmung über die Parteispitze. Doch leider seien Reaktionen von oben erneut ausgeblieben. Sie und zwei ihrer "demokratischen" Mitstreiter - weitere Abgeordnete sollen nach Angaben Pratts folgen - hätten daher die Konsequenzen gezogen und die Partei am Freitag verlassen.

Australiens größte Tageszeitung, der Sydney Morning Herald, sieht jedoch andere Gründe für den plötzlichen Bruch: Bei einem Parteitreffen im Oktober letzten Jahres seien Ettridge und Oldfield Honorare in fünf- und sechstelliger Höhe sowie gut dotierte Beraterverträge für mehrere Jahre angeboten worden. Und die beiden Davids hätten natürlich angenommen. Andere One Nation-Parlamentarier seien seitdem an ähnlichen Privilegien interessiert gewesen.

Ob die dissidenten Queensländer nun eine neue Partei gründen oder sich einfach einer anderen Rechtspartei, vielleicht der mitregierenden National Party, anbiedern werden, blieb bislang ebenso unklar wie die Anzahl der Parteianhänger, die zu folgen bereit sind. Denn für das One Nation-Führungstrio steht eine Parteispaltung außer Frage: "Politische Organisationen haben immer Konflikte, weil sie voller starker Persönlichkeiten sind", erklärte Oldfield am Samstag dem Sydney Morning Herald. Auch sei der Rücktritt der drei Parlamentarier kein Problem, sondern eine "Angelegenheit, die gelöst wird".

Ein Problem stellt sich dennoch: Im Parlament von Queensland gibt's erst ab 10 Abgeordneten Extra-Mittel in Millionenhöhe.