Deutsches Haus

Derselbe 17jährige Jugendliche, der bereits am 6. Oktober vergangenen Jahres in Prenzlau (Brandenburg) eine junge Frau aus Mali mit Fußtritten malträtiert hatte, hat am 9. Januar abermals eine Afrikanerin angegriffen. In einem Bus attackierte er eine Asylbewerberin aus Kenia, die sich in Begleitung der bereits vor einem Vierteljahr Angegriffenen befand. Der aus Gramzow (Landkreis Uckermark) stammende Täter beschimpfte die junge Frau, riß ihren Kopf an den Haaren hin und her und warf sie zu Boden. Passanten, die den Überfall beobachteten, griffen nicht ein. Der Täter befand sich auf freiem Fuß, weil die Staatsanwaltschaft Neuruppin einen zunächst ausgesprochenen Haftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt hatte. Nach dem Geständnis des Jugendlichen wurde der Haftbefehl am Freitag vergangener Woche vollstreckt. Ebenfalls in Haft befindet sich der 20jährige Skinhead Marco H. aus dem Ostberliner Bezirk Hellersdorf. Er hat gestanden, am 8. Januar zusammen mit vier weiteren Skinheads vor einem Einkaufszentrum einen Vietnamesen mit Gummiknüppeln niedergeschlagen, auf den am Boden liegenden Mann eingetreten und ihm schließlich ein Messer in die Lunge gerammt zu haben. Vorher hatten die Täter versucht, von dem Vietnamesen Zigaretten und Geld zu erpressen. Mehrere Zeugen, die den Vorfall beobachteten, blieben untätig. Bei der polizeilichen Vernehmung gestand Marco H. zur Überraschung der Staatsanwaltschaft Berlin noch 20 weitere ausländerfeindliche Taten in den vergangenen Monaten. Jetzt ermittelt die Justiz gegen H. und seine Mittäter wegen schwerer Körperverletzung und gemeinschaftlich begangenen Raubes. Die vier Mittäter wurden zunächst wieder aus der Haft entlassen. Ein "Landesausreisezentrum" mit einer Abschiebehaftanstalt für bis zu 150 abgelehnte Asylbewerber errichten die Länder Rheinland-Pfalz und Saarland derzeit im pfälzischen Ingelheim. Neben dem von einer Mauer umgebenen zentralen Haftgebäude sollen dort nach niedersächsischem Vorbild auch Unterkünfte für ausreisepflichtige sogenannte Problemfälle entstehen; in der Regel also für Flüchtlinge, deren Identität wegen fehlender Ausweispapiere nicht zweifelsfrei feststeht. Außerdem sollen in Notunterkünften Flüchtlinge aus Kommunen untergebracht werden, die angeben, mit Zuweisungen überfordert zu sein. Einen Tag nach seiner Abschiebung aus Hessen wurde am 6. Januar im Libanon der Vorsitzende des Ausländerbeirats der Stadt Bürdingen verhaftet. Seitdem sitzt Ali Berro in Beirut im Gefängnis. Berro war in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre mit den Behörden in Syrien in einen Konflikt geraten; ein Freund und ein Verwandter verschwanden damals in syrischen Gefängnissen. Der Libanon steht zur Zeit immer noch unter syrischer Besatzung. Eine typische Praxis polizeilicher Schläger überführte acht Polizisten in Hamburg/ Schanzenviertel, die im Verdacht stehen, am 14. November 1997 einen Flüchtling aus Sierra Leone schwer mißhandelt zu haben: Damit Passanten die Schreie nicht hörten, während die Beamten den Mann auf dem Gelände eines aufgelassenen Schlachthofes schlugen, stopften sie ihm einen Handschuh in den Mund. Nachdem der Afrikaner Anzeige erstattet hatte, fand sich im Spind eines der Polizisten ein Handschuh mit Speichelspuren. Bei einem DNA-Test stellte sich heraus, daß es sich tatsächlich um den Speichel des Afrikaners handelte. Gegen die acht Beamten wurde Anklage wegen Körperverletzung im Amt und Freiheitsberaubung erhoben. Zwei Hauptverdächtige sind vom Dienst suspendiert.