Neues von Frau Gerlach

Ganz so "vage", wie man in Bonn immer behauptet hat, waren die Hinweise dann doch nicht: Nach Informationen aus der Gauck-Behörde wußten westdeutsche Antiterror-Fahnder schon 1985 über Aufenthaltsort sowie neuen Namen der RAF-Aussteigerin Silke Maier-Witt in der DDR genau Bescheid. Mehrere informelle diplomatische Vorgänge und drei Jahre später sprach ein hoher Beamter des Bonner Justizministeriums während eines Empfangs in der Ständigen Vertretung der BRD in Ost-Berlin 1988 einen DDR-Kollegen direkt auf Frau "Angela Gerlach" an. Im Osten hatte man jedoch nach Warnungen aus Moskau vorgesorgt: Witt alias Gerlach war rechtzeitig aus ihrem Wohnort Erfurt verschwunden und hatte mittlerweile eine neue Identität als DDR-Bürgerin in einem anderen Bezirk angenommen. Für westdeutsche Behörden inszenierte die Stasi sicherheitshalber eine kleine "Republikflucht". Zumindest auf dem Papier: Am 24. 5. 1988 sei einem Vertreter der BRD-Organe mitgeteilt worden, zitiert die taz aus den wieder zusammengesetzten Schnipseln diverser Säcke kleingehäckselter Stasi-Akten, "daß sich Angela Gerlach nicht in der DDR aufhält". Sollten die Westkollegen weitere Nachfragen haben, sei Angela Gerlach "von einer privaten Reise nicht wieder in die DDR" zurückgekehrt. Die Vorsorge war umsonst. Denn so richtig Interesse zeigten die Beamten von Bundesjustizministerium und Bundesanwaltschaft dann doch nicht: Ein Rechtshilfeersuchen wollte man "aus politischen Gründen" nicht stellen. Kontakte "mit dem Generalstaatsanwalt der DDR (oberster Ankläger eines Unrechtssystems)" seien unerwünscht.