Erfolgreicher Nazi-Goldhändler

Die Deutsche Bank glaubt, vorgesorgt zu haben: Nach der öffentlichen Diskussion um die Goldgeschäfte der Schweizer Banken und den ohnehin drohenden Forderungen jüdischer Opferverbände beauftragte das Geldinstitut im Dezember vergangenen Jahres eine Historikerkommission, die sich um die Verstrickung des Unternehmens in Nazi-Gold-Geschäfte kümmern sollte. Aber das Urteil der fünfköpfigen Wissenschaftlergruppe wirft kein gutes Licht auf Deutschlands größtes Geldinstitut: Sowohl die Manager um den Vorstand Hermann Josef Abs als auch er selbst dürften demnach genau gewußt haben, woher das Edelmetall stammte, mit dem die Bank munter Handel betrieb. Schließlich habe Abs "über weitreichende Kontakte" zu Nazi-Funktionären verfügt. Die Deutsche Bank soll dem Bericht zufolge zwischen 1939 und 1945 4 446 Kilogramm Feingold im Wert von rund fünf Millionen Dollar von der Reichsbank gekauft und weiterverkauft haben. Nach Kriegsende schaffte Abs Goldbarren in die Schweiz. Um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen, vermuten die Historiker, wurde es erst nach seinem Tod 1995 veräußert. Ignatz Bubis, der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, wertet Abs' Verhalten nach Kriegsende als Teil "einer Verschwörung des Schweigens".