Trommeln in Neustrelitz

Die mecklenburgische Kleinstadt droht, zur NPD-Hochburg zu werden

Zum dritten Mal innerhalb von sechs Monaten wollen Neonazis in der mecklenburgischen Kleinstadt Neustrelitz aufmarschieren. Die Kundgebung am 1. August mit anschließendem Auftritt des Nazi-Barden Jörg Hähnel aus Frankfurt/Oder soll zu einem der Höhepunkte des NPD-Wahlkampfes in Mecklenburg-Vorpommern werden. Die NPD will die aktionsorientierte Jungnaziklientel bei der Stange halten und für die Wahlkampfabschlußveranstaltung am 19. September in Rostock-Lichtenhagen mobilisieren.

Darüber hinaus kündigt das Lübecker Bündnis Rechts auf seinem Nationalen Infotelefon eine "nationale Aktionswoche" vom 1. bis zum 9. August in Neustrelitz an. Höhepunkt soll ein Open-Air Konzert mit dem rechtsextremen Schnulzenkönig Frank Rennicke in einem städtischen Sportstadion am 6. August sein.

Bisher wurde weder der Aufmarsch noch das Konzert vom zuständigen SPD-Bürgermeister Rainer Günther und Landrat Michael Kautz genehmigt. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß das Verwaltungsgericht Schwerin ein etwaiges Verbot wieder aufheben wird - wie dies bereits im Februar und März der Fall war. Das linke Aktionsbündnis für Arbeit und soziale Gerechtigkeit plant deshalb eine Gegendemonstration am 1. August. Eine breite antifaschistische Mobilisierung konnte im Februar den damals noch von der lokalen Kameradschaft "Unabhängiger Freundeskreis" geplanten Aufmarsch verhindern.Auch im März fand sich ein Bündnis von 200 BürgerInnen, um gegen die 200 marschierenden Neonazis zu protestieren.

Bereits im Vorfeld der für August geplanten Demonstration findet am 25. Juli ein von Gewerkschaften, Kirchen und der DFG-VK unterstütztes antifaschistisches Fest auf dem Neustrelitzer Schloßberg statt. Motto des Fests: "Soziale Gerechtigkeit verträgt keine nationalistischen Parolen".

In dem Aufruf des Bündnisses heißt es: "Es geht in Neustrelitz um mehr als Konzerte und Demonstrationen, es geht um die Etablierung von Nazis, rechten Meinungen, Rassismus in der Bevölkerung, es geht um Wählerstimmen, Jugendkultur, Einschüchterung von Asylbewerbern, kurz darum, ob Neustrelitz bald eine endgültig 'nationalbefreite Zone' sein wird."

Offenbar hat sich die NPD Neustrelitz als Aufmarschort gewählt, weil sie sich dort auf eine relativ gut organisierte unabhängige Kameradschaft um den Nazikader Ronny Klein stützen kann, die sich mal als "Unabhängiger Freundeskreis", mal als "Kameradschaft Neuteutonia Neustrelitz" bezeichnet. Zuletzt gab es am 20. Juli einen Aufmarsch von knapp 20 Neonazis mit Trommeln und Fahnen durch die Innenstadt, die wenige Tage zuvor mit NPD-Propagandamaterial zugeklebt worden war. Die Stadtverwaltung reagierte mit einer Anzeige gegen den NPD-Kreisverband Mecklenburg-Strelitz wegen Sachbeschädigung in Höhe von rund 5 000 bis 10 000 Mark und der Aufforderung an die NPD, die Aufkleber und Plakate zu entfernen.