Ostermärsche bekommen Gesellschaft

Forderungen, bunt wie Ostereier: Mehr Arbeitsplätze, Ausbau der sozialen Sicherungen, die Kürzung der Rüstungsausgaben. Nach 40 Jahren - 1958 rief Bertrand Russell zum ersten Ostermarsch auf - lockte das zentrale Motto "Frieden und Arbeit für alle" nur wenige weg von den Schokoeiern. In Saarbrücken gingen etwa 150 Menschen auf die Straße, etwa ebensoviele wanderten von Duisburg nach Dortmund. Vergleichsweise gut besucht war der Ostermarsch gegen das geplante Übungsgelände für Bomberpiloten der Bundeswehr in der Wittstocker Heide. An die 3 000 demonstrierten gegen die neuerliche militärische Nutzung des ehemaligen sowjetischen Truppenübungsplatzes. Genug, um ein, freilich nur aus der Luft sichtbares, Peacezeichen zu formen. Ein "Zeichen für Frieden ohne militärische Drohung", wie es im Demonstrationsaufruf hieß.

Gleich zwei Ostermärsche fanden in München statt. Am Ostersamstag demonstrierten immerhin rund 400 Menschen für "Arbeitsplätze statt Rüstung". Doch dieser Demonstrationszug wurde noch übertroffen von der jüngsten Wiederauferstehung im Osterangebot: 1 000 Menschen demonstrierten bereits am Karfreitag für ihr Seelenheil. Zum ersten Mal seit 195 Jahren versammelten sich wieder Katholiken auf Münchner Boden zu einer Karfreitagsprozession. 1803 war in Bayern im Zuge der Aufklärung ein allgemeines Prozessionsverbot erlassen worden. Auf Grund der guten Resonanz will das Erzbischöfliche Ordinariat den Karfreitagsmarsch jetzt jedes Jahr auf den Spielplan nehmen.