Nicht um jeden Preis »radikal«

Knapp drei Jahre nach den Angriffen der Bundesanwaltschaft gegen die kriminalisierte Zeitschrift radikal meldete sich vergangene Woche erstmals eine Redaktionsgruppe des Blattes zu den Aktionen der Strafverfolger zu Wort. In einem 16seitigen Schreiben bestätigen die Verfasser und Verfasserinnen, daß die zahlreichen Durchsuchungen, Verhaftungen und Observationen seit dem 13. Juni 1996 die radikal-Struktur erheblich getroffen hätten. Zudem räumen sie viele Fehler ein, die den Erfolg der Strafverfolger erst möglich gemacht hätten.

Dennoch solle die Erklärung "nicht als verbittertes Zurückziehen verstanden werden". Im Gegenteil sei man weiterhin der Meinung, daß es der Versuch radikal wert sei, sich zu organisieren. Wohl deshalb versucht die Redaktionsgruppe in ihrem Schreiben, die gemachten Fehler aufzuarbeiten und gibt dabei auch viele Interna über den Aufbau der klandestinen Struktur preis. Diese seien der Polizei nach den zahlreichen Funden ohnehin bekannt. Ob es das Projekt radikal weiter geben werde, sei noch unklar: "Daran wird gearbeitet, aber nicht um jeden Preis." Eine neue Kontaktadresse im Ausland haben sich die kriminalisierten Redakteure und Redakteurinnen allerdings schon mal zugelegt (WoZ, Postfach, CH-8031 Zürich).