Lichtgestalt

Weil der Publizist und Journalist José A. Friedl Zapata aus zwei Stasi-Akten allzu flotte Rückschlüsse auf eine fortgesetzte IM-Tätigkeit der Che Guevara-Freundin Tamara Bunke gezogen haben soll, hat das Berliner Landgericht dem Aufbau Verlag untersagt, das Buch "Tania. Die Frau, die Che Guevara liebte" weiterhin zu verkaufen.

Nach Darstellung von Zapata, der laut Verlagsangaben für die Biographie zehn Jahre lang an den Originalschauplätzen in Deutschland, Kuba, Argentinien und Bolivien recherchiert und die letzten noch lebenden Augenzeugen interviewt hat, war Bunke nicht nur eine der "faszinierendsten und tragischsten Frauengestalten", sondern auch eine dreifache Agentin im Dienst von Stasi, KGB und kubanischem Geheimdienst. Widersprochen hat dieser Interpretation Nadja Bunke, die Mutter der 1937 in Argentinien geborenen Tamara Bunke, die nach dem Krieg mit ihren Eltern in der DDR gelebt hatte, später in Lateinamerika unter verschiedenen Decknamen operierte.

Nadja Bunke, eine "Augenzeugin", die der Autor während seiner langjährigen Vorarbeiten wohl übersehen hatte, fand gegenüber der Berliner Zeitung zur Rhetorik des Kalten Kriegs zurück und nannte das Buch "ein Machwerk mit den seit über 30 Jahren bekannten Methoden der reaktionären Presse, die lichte Gestalt der Freiheitskämpferin Tamara Bunke zu beschmutzen". Daß sie durch den Vorschlag des Aufbau Verlags, die umstrittenen Stellen zu überarbeiten, nicht als Friedensangebot werten wollte, versteht sich von selbst.