Zerwürfnis im Trio infernal

Perus Präsident Fujimori legt sich mit Generalstabschef Hermoza an

Zu einer tiefen politischen Krise hat sich allem Anschein nach der Streit zwischen dem Generalstabschef Nicolas de Bari Hermoza und dem peruanischen Präsidenten Alberto Kenya Fujimori ausgewachsen. Oberflächlicher Anlaß der Unstimmigkeiten ist ein Buch, das vor kurzem in Peru erschienen ist und für das Hermoza persönlich verantwortlich zeichnet. In diesem Werk hatte sich der Generalstabschef selbst die Lorbeeren für die "erfolgreiche" Stürmung der Residenz des japanischen Botschafters zugesprochen, mit der im letzten Jahr das 126 Tage andauernde "Geiseldrama von Lima" beendet worden war; alle Mitglieder des besetzenden MRTA-Kommandos waren dabei umgebracht worden.

Hermozas Darstellung der Ereignisse stieß allerdings auf den heftigen Widerspruch Fujimoris. In einem Interview mit der Tageszeitung El Comercio verstieg sich der Präsident zu der Behauptung, Hermoza habe bei der Planung der militärischen Aktion "weniger Verdienste als mein minderjähriger Sohn Kenyi". Darüber hinaus deutete Fujimori an, daß ein Wechsel an der Armeespitze nicht auszuschließen sei, womit klar wurde, wie sehr das Verhältnis zwischen Präsident und Generalstabschef zerüttet ist.

Die Reaktion der Militärführung ließ nicht lange auf sich warten. Am 21. Dezember trafen sich alle Kommandanten der unterschiedlichen Truppenteile anläßlich des 63. Geburtstages von Hermoza in Lima, was zu vielfältigen Spekulationen in den Medien, aber auch zu einer scharfen Reaktion Fujimoris führte. Dieser befahl den Kommandanten, unverzüglich in ihre Garnisionsstädte zurückzukehren, was sie mit eintägiger Verzögerung auch taten. Allerdings nicht, ohne dem obersten Militär den Rücken zu stärken; General Carlos Pergamino erklärte beispielsweise, "wer de Bari Hermoza beleidigt, beleidigt auch die Institution der Streitkräfte".

Auf diese recht unverhohlene Warnung reagierte Fujimori mit versöhnlichen Tönen. Zum einen dementierte er, daß es einen Machtkampf zwischen Regierung und Generalität gebe, zum anderen versicherte er, daß er nicht plane, Hermoza zu ersetzen. Trotz dieses Rückziehers des in einem Popularitätstief steckenden Fujimori ist klar, daß die langjährige Allianz zwischen Fujimori, Hermoza und dem hinter den Kulissen die Fäden ziehenden Präsidentenberater Vladimiro Montesinos tiefe Risse zeigt. Für den peruanischen Militärexperten Enrique Obando steht fest, daß Fujimori Hermoza wieder einmal loswerden möchte. Den ersten erfolglosen Versuch hatte der Präsident bereits 1994 unternommen, vor seiner Wiederwahl im folgenden Jahr. Nicht nur Obando, sondern auch zahlreiche oppositionelle Abgeordnete deuten das aktuelle Vorgehen Fujimoris als erneuten Versuch, Hermoza aus dem Amt zu drängen und durch einen Vertreter aus der Riege Fujimori/Montesinos zu ersetzen. Hermoza scheint dem Führungsduo zu mächtig zu werden, denn der Generalstabschef hatte die Politik des Präsidenten kopiert und zahlreiche ihm ergebene Generäle in entscheidende Positionen gehievt.

Zudem hatte es Hermoza in den letzten Monaten vermieden, sich zum Vorgehen des Präsidenten zu äußern, der ein drittes Mal für das Amt kandidieren will. Per Gesetz hatte sich Fujimori, gestützt auf seine Parlamentsmehrheit, eine Kandidatur für eine dritte Amtszeit ermöglichen lassen - gegen den Wortlaut der Verfassung. Daraufhin dürften Zweifel an der gewünschten bedingungslosen Loyalität Hermozas zu Fujimori aufgekommen sein.

Hermoza sitzt jedoch ebenfalls nicht ganz legal auf seinem Generalstabsstuhl. Seit 1992 besetzt er die Position, für die normalerweise alle zwei Jahre ein Wechsel vorgesehen ist. Die Allianz Fujimori-Montesinos-Hermoza setzte sich darüber souverän hinweg, was von der Opposition erfolglos kritisiert wurde. Die sieht die Armee immer unverhohlener in den politischen Alltag des Landes eingreifen: Erst vor wenigen Wochen besuchten rund 40 Militärs das Parlament - auf Einladung des Innenministers, der ebenfalls General ist. Dieser Auftritt wurde in der regierungskritischen Zeitung La Republica als Drohung gedeutet, geheimdienstliche Aktivitäten der Militärs ebenso wie seine Verwicklungen in Drogengeschäfte nicht allzu genau zu überprüfen.

Fest steht allerdings, daß Fujimori nach neuen Lösungen suchen wird, um den ungeliebten General loszuwerden. Die eleganteren Lösungen - Wegloben ins Ausland oder Abfinden mit dem Posten des Verteidigungsministers - hat Hermoza allerdings bereits ausgeschlagen.