Separatistische Gewehrläufe

Mit der Auflösung einer Studentendemonstration durch die jugoslawische Bundespolizei in Pristina, der Hauptstadt des Kosovo, hat sich die Lage in der jugoslawischen Provinz nach Neujahr weiter zugespitzt. Zu dem Protest gegen die serbische Bildungspolitik in der zu 90 Prozent von Albanern bewohnten Provinz hatte die Unabhängige Union albanischer Studenten aufgerufen. Neben der um internationale Anerkennung buhlenden gewaltfreien Separatistenbewegung hat sich seit dem Frühjahr 1996 jedoch eine Befreiungsarmee Kosova (UCK) mit zahlreichen Mordanschlägen gegen serbische Funktionäre und Polizisten sowie "albanische Kolloborateure des Belgarder Regimes" etabliert - und gewinnt weiter an Zustimmung. Westlich von Pristina kontrolliert die UCK nach Angaben der in Split erscheinenden Wochenzeitung Feral Tribune bereits mehrere Ortschaften, was das Innenministerium in Belgrad freilich dementiert. Der bislang von den USA und der BRD protegierte, selbsternannte Präsident der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova, verliert indes an Rückhalt in der Bevölkerung. Am Neujahrstag schließlich beugte sich Rugova der Forderung seines Gegners um das Präsidentenamt, Adam Demacit: Für die nun vereinbarten Wahlen zum Untergrundparlament am 22. März tritt er unter der Devise an: "Die Unabhängigkeit Kosovos kommt - aber nur aus den Gewehrläufen".