Kaiser-Wilhelm-Platz bleibt Kaiser-Wilhelm-Platz

Fast ein Jahr lang bemühte sich der Chef der SPD-Fraktion in Berlin-Schöneberg, Hanns Leske, redlich darum, Marlene Dietrich in dem Bezirk, in dem sie geboren wurde, mit einer Straßenbenennung zu ehren. Jetzt sind ihm seine eigenen Parteigenossen in den Rücken gefallen. Bereits im Herbst 1996 wurde vorgeschlagen, den Tempelhofer Weg nach der Dietrich zu benennen. Doch die Gewerbetreibenden (es gibt dort eine Kfz-Werkstatt) in der durch eine Industriebrache am Schöneberger Autobahnkreuz führenden Straße protestierten dagegen. Anfang des Jahres schlugen die Bündnisgrünen, die zusammen mit der SPD den Bezirk regieren, dann den etwas wirtlicheren Kaiser-Wilhelm-Platz zur Umbenennung vor. In einer fraktionsinternen Abstimmung der SPD kam in der vergangenen Woche jedoch nicht die notwendige Mehrheit zusammen, um die Vorlage in der Bezirksverordnetenversammlung durchbringen zu können.

Leske, der in den vergangenen Monaten für sich und den Marlene-Dietrich-Platz erfolgreiche Promotion-Arbeit leistete, befürchtet nun einen Putsch gegen ihn: "Die Partei demontiert mich!" Einen Marlene-Dietrich-Platz wird es in Berlin wohl trotzdem geben: Die Genossen im Bezirk Tiergarten bemühen sich jetzt darum, ein Areal vor dem Daimler-Benz-Komplex am Potsdamer Platz nach der Schauspielerin zu benennen.