Clintons Liebe zu Südafrika

Wird die Republik Südafrika den Kontinent bald durch einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat vertreten? Die Anzeichen dafür sind vielfältig, und die Chancen werden auch dadurch nicht geringer, daß die USA entschieden dafür zu votieren scheinen. Nach der südafrikanischen Vermittlung im Zaire-Konflikt hatte US-Präsident Clinton entzückt festgestellt, er "liebe" die Vorstellung, daß Südafrika "anstelle der USA" eine Führungsrolle in Afrika übernommen habe. Und unlängst hat der US-Außenamtssprecher Burns noch einmal klargestellt, daß es seiner Regierung ernst mit der Erweiterung des entscheidenden UN-Gremiums ist - es soll um fünf Mitgliedsstaaten vergrößert werden, die allerdings über kein Veto verfügen würden. Ohne es auszusprechen, machte er damit klar, daß die USA Südafrika gegenüber dessen Hauptkonkurrenten auf dem Kontinent, Ägypten und dem internationalen Outlaw Nigeria, vorziehen.

Es ist fast wie eine Liebesbeziehung, was sich da zwischen dem einstigen Apartheidsstaat und den westlichen Industrieländern entwickelt. Bedenkt man, daß noch vor gut zehn Jahren den Nato-Strategen Südafrika als die Problemzone galt, so erscheint die heutige Zuneigung in einem anderen Licht. Der Westen und insbesondere seine Medien haben einen Narren an diesem Land und seinem Präsidenten gefressen, und vielleicht hat dies auch damit zu tun, wie das Land seine Vergangenheit bewältigt, wie dies hierzulande heißt - mit Straffreiheit für die obersten Chargen des staatsterroristischen Apartheidsregimes.

Der Westen liebt Mandela. Er, der so viel erduldet und dennoch vergeben hat, ist der universell einsetzbare Vermittler, und er wird sich, wenn er bald abgetreten sein wird, aller Voraussicht nach kaum vor Stellenangeboten im internationalen Konfliktmanagement retten können. Nur, taugt der südafrikanische Staat auch dazu, auf lange Sicht - und darum geht es bei einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat - die Interessen der afrikanischen Habenichtse zu vertreten?

Einige Entwicklungen der letzten Zeit lassen eher befürchten, daß Südafrika trotz aller lauten Rhetorik erpreßbar geworden ist. Während Vizepräsident Thabo Mbeki im Februar die geplanten Waffenverkäufe nach Syrien noch mit den Worten verteidigte, Südafrika lasse sich in seine Außenpolitik nicht reinreden, war der Handel im März nach Protesten der USA, die Syrien auf die Liste der Länder gesetzt haben, die den Terrorismus fördern, schon gestorben. Der Apartheidsgegner Muammar al Gaddafi wurde ebenso wie Fidel Castro im Februar 1996 demonstrativ zum Staatsbesuch nach Südafrika eingeladen. Beide konnten ihre Reisen bislang nicht antreten - aus Rücksicht auf die USA. Ebenso scheiterte ein geplantes iranisches Öllager an der Küste des Indischen Ozeans, weil eine Studie ergab, daß, wie es offiziell hieß, der Bedarf dafür zu gering sei. Das Lager wird nun vermutlich in Mosambik gebaut.

Frankreich schließt eine Militärbasis in der Zentralafrikanischen Republik und überläßt dort das, was als Friedenssicherung bezeichnet wird, Soldaten aus dem frankophonen Afrika. Die Voraussetzungen für eine Führungsrolle Südafrikas im anglophonen Afrika sind geschaffen. Im April fand die erste Übung der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) für friedenssichernde Maßnahmen statt. Clinton wird es gefreut haben, andere vielleicht weniger.