Die Panda-Brüder werden vor ihrer Abreise nach China schnell noch gezeichnet

Der analoge Mann

Aus Kreuzberg und der Welt: Abschied von Pit und Paule

»Das sind Pit und Paule, zwei Brüder. Nächste Woche gehen sie zurück nach China in ihre Heimat. Dann werden sie getrennt, denn Pandas sind von Natur aus Einzelgänger«, erklärt ein Mann seiner kleinen Tochter.

Wir sind am Pandagehege des Berliner Zoologischen Gartens. Hinter der Glasscheibe liegen Pit und Paule und mampfen Bambus. Es ist Fütterungszeit, aber während die meisten Tiere überschaubare Mengen bekommen, liegen die beiden in Bergen von Futter.

»Wollen Sie ihr Kind traumatisieren? Die Geschwister, die hier einträchtig liegen, zu trennen, ist doch grausam«, mischt sich Julia in das Gespräch des Mannes mit seiner Tochter ein. »Außerdem stimmt es gar nicht, dass Pandas Einzelgänger sind. Und ihre Heimat ist auch nicht China. Die Pandas sprechen gar kein Chinesisch, die sind hier in Berlin geboren!«

Ich kann nicht verstehen, was der Mann antwortet. Um das Gehege drängen sich Leute, die gekommen sind, um sich von den Tieren zu verabschieden. Außerdem zeichne ich. Der Mann hat sein Handy gezückt und überprüft Julias Angaben. »Ja, okay, das stimmt«, sagt er dann. »Sie sind in Berlin geboren. Pit und Paule sind sogar die einzigen in Deutschland geborenen Pandas.«

»Sie sind so süß«, sagt eine junge Frau zu ihrem Begleiter. »Eine Schande, dass so ein Diktaturland über die Pandas entscheidet«.

»Sehense, dit sind Berliner!« sagt Julia triumphierend. »Aber Einzelgänger sind sie trotzdem«, wendet der Mann ein. »Hier, ich habe sogar KI bemüht. Hier steht es ganz eindeutig. Und die beiden jungen Pandas müssen auch zurück nach China, weil China Pandas nur ausleiht.« Die gebürtigen Berliner sind nämlich wie ihre Eltern und sämtliche Pandabären in den Zoos dieser Welt Eigentum Chinas. »Sie sind so süß«, sagt eine junge Frau zu ihrem Begleiter. »Eine Schande, dass so ein Diktaturland über die Pandas entscheidet«.

Ein Panda ist mittlerweile eingeschlafen, auf dem Rücken liegend, kopfüber und sich immer noch mit einem angewinkelten Bein abstützend. Es sieht sehr gemütlich aus, wie er daliegt. Dann dreht er sich auf die Seite: »Guck mal, er kackt«, sagt die junge Frau und lacht.

Im Sommer haben Julia und ich angefangen, draußen zu zeichnen. Wir wurden Urban Sketchers. Seit es kalt geworden ist, zeichnen wir wieder zu Hause oder gehen in den Zoologischen Garten. Vor kurzem hat Julia uns sogar Jahreskarten spendiert. Es gibt noch so viele Tiere zu zeichnen und da lohnt sich die Investition.

Diesmal sind wir zu dritt, unsere Freundin Anja hat auch das Sketchen für sich entdeckt. Ein hagerer Mann in praktischer Kleidung beobachtet uns. Starrt uns an. Ich starre zurück. Er sagt: »Das sieht interessant aus, was Sie machen.« »Ach ja. Wir zeichnen«, antwortet Julia schnippisch und leicht genervt.

»Könnte ich Sie eventuell fotografieren?« fragt der Mann. Er ist vielleicht etwas älter als ich. Ich schätze Anfang 60, aber so genau kann ich das nie sagen, vielleicht ist er exakt genauso alt wie ich und sieht nur älter aus. »Die Zeichnungen können Sie gern fotografieren«, sagt Julia. »Ja, ich hätte Sie aber gern mit auf dem Bild«, sagt der Mann.

»Warum wollen Sie uns denn fotografieren?« entgegnet Julia konsterniert. »Ich mache Bilder für die B.Z. Ich würde das Bild gern der B.Z. anbieten«, sagt er. Bei Julia fällt die Klappe. Megatrigger! »Nein, auf gar keinen Fall.« Anja und ich bleiben entspannt und lassen uns ablichten. Die Bilder wird die B.Z. sowieso nicht drucken. Wir sehen viel zu cool aus.