Die Autobiographie »Fingers Crossed« der Lush-Musikerin Miki Berenyi

Keine selbstgezimmerten Legenden

Als Gitarristin und Sängerin der Band Lush war Miki Berenyi eine der prägenden Frauen des Shoegaze. Nun hat sie ihre Autobiographie vorgelegt, in der sie an den Macho-Männern des Britpop und des Grunge kein gutes Haar lässt.

Unter den unzähligen Reunions der vergangenen Jahre, die Bands des späten 20. Jahrhunderts abermals zusammenführten, war diese einer der seltsamsten: 2015 waren Lush, eine der stilprägenden Gruppen des Shoegaze, erneut aufgetaucht. Die britische Band lieferte mit »Blind Spot« eine betörend schöne EP ab, die nahtlos an ihre besten, mehr als 20 Jahre alten Platten anschloss, tourten eine Weile – bis Bassist Phil King ein Jahr später seinen Rauswurf bekanntgab und die Band kurz darauf ihre neuerliche Auflösung.

Miki Berenyi und Emma Anderson, die Songschreiberinnen von Lush, hatten sich Anfang der achtziger Jahre als Schülerinnen kennengelernt. Nachdem sie ihre Jugend als Musik­enthusiastinnen verbracht und erste Erfahrungen als Bassistinnen in anderen Gruppen gesammelt hatten, gründeten sie 1987 ihre eigene Band, bestehend aus Meriel Barham (Gesang), Berenyi (Gitarre, Backing Vocals), Anderson (Gitarre), Chris Acland (Schlagzeug) und Steve Rippon (Bass).

Da Barham ihrem damaligen Freund namens Ethan deutlich mehr Zeit als dem Proberaum widmete, wurde sie rasch hinauskomplimentiert. Die Suche nach Ersatz blieb jedoch erfolglos, weswegen Lush zum Quartett schrumpften und Be­renyi, die sich bis dahin nie als Sängerin verstanden hatte, ans Mikrophon trat. Während Barham etwas später als Gitarristin der Pale Saints auftauchte – einer anderen ikonischen Shoegaze-Band –, erlaubten sich ihre ehemaligen Kolleginnen einen Scherz: Sie zogen die beiden Vornamen des Paares zu »Etheriel« zusammen (ein Homophon zu ­ethereal, ätherisch) und betitelten damit eine ihrer ersten Veröffentlichungen.

Berenyi korrigiert aufschlussreich den Mythos, dass unter Frauen, die zusammenarbeiten, automatisch solidarischere Formen des Miteinanders walten.

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