Die ökologische Katastrophe und die Klimabewegung

Desaster und Dilemma

Reflexionen über die ökologische Katastrophe und die Klimabewegung.
Essay

Die Legende besagt, dass eine einsame Kämpferin für das Klima eine Bewegung ausgelöst hat, die sich von Schweden aus über Europa ausbreitete. An Gymnasien auf dem alten Kontinent schwänzten ab Dezember 2018 Schülerinnen und Schüler regelmäßig die Schule, um auf die Straße zu gehen. Eine ganze Generation, die zuvor von politischen Würdenträgern der Lethargie bezichtigt worden war, schien plötzlich in Aufruhr. Der Klimawandel gehörte ab da auch fernab der UN-Klimagipfel zur politischen Tagesordnung.

Die Bewegung teilt die humanistischen Werte, ihre Forderungen sind universalistisch. Sie ist international vernetzt, ein Flügel ist zudem für die Diskussion radikalerer Perspektiven zugänglich. Den Kollaps des Ökosystems vor Augen, lässt sich die Bewegung nicht von der postulierten Alternativlosigkeit abschrecken, sondern fordert den Systemwandel. Ein guter Ausgangspunkt, um über die klassenlose Gesellschaft zu diskutieren, möchte man meinen.

Das apokalyptische Denken macht die Bewegung potentiell anfällig für Autoritarismus.

Erhebliche Teile der Klimabewegung sind aber in bürgerlich-demokratischen Idealen gefangen, auf den Staat ausgerichtet und auf den individuellen Konsum fixiert. Das dürfte nicht zuletzt auf die soziale Zusammensetzung der Bewegung zurückgehen. Ausgangspunkt der Proteste sind vor allem Gymnasien. Die meisten Klimabewegten stammen aus dem urbanen, bildungsbürgerlichen Milieu. Rat suchen sie bei Naturwissenschaftlerinnen, Umweltingenieuren und Kampagnen-Profis von NGOs. Zugleich weisen nicht wenige unermüdlich darauf hin, dass der Klimawandel eine soziale Dimension habe, dass seine Kosten nicht auf Arme und Marginalisierte abgewälzt werden dürften.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::