Elon Musk und der Welthunger

»Nur wenn er will«

Elon Musk und der Welthunger.
Die preisgekrönte Reportage Von

Elon Musk, der rührige Milliardär mit dem Weltraumfimmel, kommt einfach nicht zur Ruhe. Gerade spendierte er dem Land Brandenburg eine wunderschöne neue Gigafabrik, da kommen auch schon die Ersten, die ihm das madig machen wollen. Angeblich soll Musks Firma Tesla deutsche Arbeitsbestimmungen umgehen, einen Großteil der 12 000 Jobs für polnische Saisonkräfte ausschreiben. Und auch in Sachen Wasserschutz wird nun an der Fabrik herumgemäkelt: Angeblich möchte Musk mit­ ­Gigapumpen die ganze schöne Seenplatte wegsaugen, um nur mehr ­vertrocknetes Ödland zurückzulassen.

Wir fahren ins märkische Grünheide, nehmen den Ort in Augenschein. »Das geht nicht, was der Musk da macht«, sagt Karl Kranz. Der Spargelunternehmer warnt besonders vor dem Unterlaufen der Arbeitsschutzbestimmungen: »Wenn der Musk den Polen jetzt lauter Techno-Jobs in seiner luxuriösen Fabrik gibt, dann kommen die gar nicht mehr zu mir auf die Felder! Dann sind die sich plötzlich zu fein für ehrliche Schinderarbeit wie meine.« Kranz trocknet seine Tränen mit einem Krokodilledertaschentuch, bevor er fortfährt: »Große Sorgen macht mir auch der Umweltschutz. Wenn der Musk das Wasser da rauspumpt, gibt es gar keine Seen mehr, in die wir unsere Abwässer verklappen können. Das ist das falsche Signal!«

Währenddessen versucht Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, die Wogen zu glätten: »Herr Musk ist ein ehrbarer Unternehmer, der bestimmt auf deutsche Gesetze Rücksicht nimmt, wenn wir ihn höflich auf sie aufmerksam machen. Ansonsten können wir echt froh sein, dass dieses jämmerliche Bundesland jetzt wenigstens teilelek­trifiziert wird. Ich jedenfalls bin bereit, mich für den guten Ruf von ­Tesla notfalls ans Kreuz schlagen zu lassen. Hier sind Hammer und ­Nägel, fangen Sie am besten gleich damit an!«

Währenddessen verhöhnt Musk auf Twitter Aktivistinnen und Aktivisten, die ihm vorwerfen, ein Bruchteil seines akkumulierten Vermögens könne den Welthunger beenden – ein weiterer Affront in schwierigen Zeiten. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller versucht, das ­Positive zu sehen: »Zumindest hat Herr Musk die Existenz des Welthungers zugegeben. Das ist doch schon mal ein guter erster Schritt. In einem zweiten Schritt könnten wir ihn bitten, die Existenz von Gesetzen anzuerkennen. Aber natürlich nur, wenn er will!«

 

Aus der Urteilsbegründung: Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.