Das Medium: Was bunte Masken mit der »Ever Given« zu tun haben

Warten auf das Trottelschiff

Kolumne Von

Eine rosa FFP2-Maske. Die Frau etwas weiter hinten in der Supermarkt-Kassenschlange trägt tatsächlich eine rosa FFP2-Maske, und sie sieht so großartig aus, dass man vor lauter Hingucken glatt vergisst, die Einkäufe aufs Band zu legen.

Eindringlich befragt, wird die Frau etwas später sagen, dass die rosa Maske aus Japan kommt, ein Freund hat sie dort bestellt. Und weil Japan ein sehr fortschrittliches Land ist, gibt es dort FFP2-Masken in praktisch jeder Farbe. Ha!

Zwei Tage später verhakte sich dann aber die »Ever Given« im Suezkanal, und schon weicht der Traum von rosa Masken wenigstens leidlich interessanten Geographie- und Logistikstudien. Jede Stunde, die dieses Trottelschiff, dessen Job es eigentlich bloß war, geradeaus zu fahren, länger im Kanal festlag, hat schwere Auswirkungen auf den Handel mit Asien, was schlecht ist, denn selbst wenn rosa Masken sofort bestellt und verschickt würden und das befreite Trottelschiff jetzt richtig loslegen würde, bleibt ein riesiger Stau, in dem die armen Masken womöglich wochenlang gefangen sind und dann schon mies gelaunt ankommen, was niemand wollen kann.

Und so zieht man zunächst weiter mit langweilig-weißer Maske durch die Straßen und, ach guck mal, ein erster Krokus, na super, toll, natürlich auch in so einer Farbe, in der es keine Masken gibt. Das ist alles sehr traurig, aber, aaaaaaaber: Rosa Masken, so zeigt es sich, werden auch hier angeboten, und das nicht nur von ruchlosen Online-Händlern, die horrend viel Geld für farbige Staubmasken, also nutzlose Dingsies, haben wollen. Nein, nein, es gibt sie sogar in einem gängigen Supermarkt, und sie sind außerdem in einem außergewöhnlich hübschen Rosa gehalten und nicht in sturzödem Pink. Vielleicht ist dieses Land zumindest ästhetisch also noch nicht ganz verloren.