Schlappe für den Schlapphut
»Menschlich enttäuscht«, so beschrieb Bundesrücktrittsminister Horst Seehofer am Montag seine Gefühlslage, als er erfuhr, dass sein Protegé Hans-Georg Maaßen von einer linksradikalen Verschwörung ausgerechnet in der SPD orakelte. Es kommt also zu der Tatsache, dass ein Angestellter des Ministers auf eigene Faust Unwahrheiten verbreitet, noch eine nicht näher definierbare menschliche Qualität hinzu, die solche Taten vom Beförderungs- zum Kündigungsgrund verwandeln.
Das Beispiel des Afghanistan-Helden Oberst Klein kommt einem in den Sinn, jenes deutschen Mordsgesellen, der auf gut Glück in eine Gruppe von Benzindieben feuern ließ und dafür postwendend in den Stand eines Brigadegenerals erhoben wurde. Klein war offenkundig menschlich topfit, beziehungsweise hielt recht brav den Mund, obgleich auch er sicher Hochspannendes über linke Medienlügen erzählen könnte. Nun haben wir mit Oberst Maaßen einen jederzeit abrufbaren ehemaligen Geheimdienstler, der nach Wunsch jedem beliebigen Wahn neues Futter wird geben können; die Redaktion von »Hart aber fair« hat sicher schon ein Generalabonnement bestellt. Aus seinem, des Verfassungsschützers Munde, wird jede noch so abgefahrene These wie brisantes Herrschaftswissen klingen; unabhängig davon wird jede Schmach, die er erfährt, als böswillige Racheaktion eines verborgenen Kartells dastehen – eine dankbare mediale Rolle, die für mehrere Bestseller und mindestens eine Kolumne im Freitag, wenn nicht gar in der Welt gut sein sollte. Denn Jürgen Todenhöfer tritt neuerdings kürzer.
Mit Spannung werden wir künftig der Enthüllungen über das je neueste linksradikale Projekt harren; Nachrichten, die umso aufregender geraten dürften, je weniger Linke in diesem Land überhaupt nur in Regierungen und Parlamenten auftauchen, wie viel weniger in den Schlagzeilen! So gibt es für ein Amt, das außer Verdrängen und Vertuschen eh nichts draufhat, immerhin ex negativo eine sinnvolle Beschäftigung.