Das Medium - Zumutungen

Plötzlich Herbst

Da denkt man: Na, so schlimm wird es dieses Jahr gar nicht sein, wenn der Sommer mal aufhört, denn so lange hat er noch nie gedauert. Und dann hört er wirklich auf, der Sommer, und es ist so schlimm wie eh und je. Dass kalt so kalt ist, hatte man auch völlig vergessen. Selbst die Zehen sind beleidigt, dass es nun Herbst ist und für lange Zeit Schluss damit sein soll, vorne lustig aus den Schuhen hervorzulugen. Was eine Zumutung, nun wieder in enge Stiefel eingesperrt zu sein. Und überhaupt, dieses Anziehen dauert nun bald wieder so lange, Schicht um Schicht, bis man den Eindruck hat, dass man wahrscheinlich nicht erfrieren wird, falls man doch länger als geplant draußen herumstehen muss, weil wieder ewig kein Taxi kommt, weil man das beschissenste Personenbeförderungskarma von der ganzen Welt hat, nämlich. Außerdem sind im am miesesten gelaunten Land der Welt die Leute im Nichtsommer immer noch ein bisschen mieser gelaunt als sonst. Was schon eine beacht­liche Leistung ist, und wer weiß, was den Trottelkartoffeln noch alles einfällt, um die scheußlichen Jahreszeiten dunkler und ungemütlicher als jemals zuvor zu machen. Vielleicht die doppelte Winterzeit einführen? Mit striktem Lichtanmachverbot nach Anbruch der Dunkelheit, weil Energiesparen im Kleinen anfängt und wir endlich zurück zum natürlichen Lebensrhythmus müssen?

Okay, heißen Kakao trinken, das ist an Herbst und Winter gar nicht so schlecht. Davor muss man aber erstmal aus dem Bett kommen, dieser gemütlich-knuffelwarmen Höhle, ach was Höhle, Insel, umgeben vom Eishauch des Kältetodes, der unweigerlich droht, sowie man sich an dieses Aufstehen macht, das ja für sich genommen schon schlimm genug ist, aber nun auch noch dabei immer an Sahra Wagenknecht denken zu müssen, nein, das ist zu viel.