Wird Deutschland autofrei?
Wir schreiben das Jahr 2018. Unglaubliche technologische Fortschritte haben den Alltag der meisten Menschen so stark vereinfacht, dass die stagnierenden Löhne zum Leben ausreichen. War das Wassermannzeitalter geprägt von Verständnis, Miteinander und einer allgemeinen Aufbruchsstimmung, ist das Zeitalter der Digitalisierung davon geprägt, dass alles ungefähr so bleibt, wie es immer schon war, und man mit Plastikhalmen auf zerkratzten Bildschirmen sein Einverständnis dazu geben darf.
Auch die Automobilindustrie profitiert von der Digitalisierung: Durch ständige Innovation schafft sie es, eine Technologie aus dem 19. Jahrhundert am Leben zu halten. Die Digitalisierung macht es dabei möglich, dass sich Automobile an jeden beliebigen Richtwert halten können, sofern in einem Labor gemessen wird und nicht auf der Straße. Falls das in der analogen Welt unangenehm auffällt, gibt es einen Dieselgipfel. Dieser kann digital abgehalten werden, zum Beispiel kann man skypen. Was den Vorteil hat, dass man auf diese Weise rückständige Länder wie die USA gar nicht erst betreten muss und somit auch nicht in deren Gefängnissen landen kann.
Nun ist wahrscheinlich ein weiterer Gipfel nötig: Um zu prüfen, ob Abgase Schaden anrichten, sind im Rahmen einer ökologischen Studie der Automobilindustrie 25 Personen, darunter einige Affen, stark erhöhten Schadstoffkonzentrationen ausgesetzt worden, was jetzt verständlicherweise für Empörung sorgt, denn immerhin ging es um ein kompliziertes Software-Problem und nicht darum, wie man Bananen schält.
Der Astrologe Bernd Althusmann (CDU) ist in Niedersachsen Wirtschaftsminister und in seiner Freizeit VW-Aufsichtsrat. Als Verfasser einer Dissertation über »Prozessorganisation und Prozesskooperation«, die die Zeit als »großflächig angelegte Kollage von Zitaten« lobte, weiß er, wie schwer ein digitaler Prozess wieder gestoppt werden kann. Er hat nun »harte personelle Konsequenzen« gefordert. Irgendjemand wird nun wahrscheinlich bei Skype auf stumm gestellt, wenn die Kanzlerin spricht. Das ist nicht schön. Aber immerhin digital.