Das eigene Nest

Wann immer in Parteinamen Worte wie Forum und Demokratie vorkommen, lohnt es sich, genauer hinzuschauen, denn überdurchschnittlich oft handelt es sich dabei um Knalltüten-Sammelbecken – und das nicht nur in Deutschland. In den Niederlanden wurde beispielsweise gerade das »Forum voor Democratie« gegründet, und zwar von Thierry Baudet, einem rechtspopulistischen Journalisten, der ganz aparte Ideen hat.
Niederlandeweit bekannt wurde der promovierte Jurist nicht nur durch seine Kolumne, sondern auch durch Bücher wie die im Jahr 2010 erschienene Schrift »Conservatieve Vooruitgang«, in der moderne Konservative porträtiert wurden, es aber hauptsächlich gegen die EU ging. Baudet hat nämlich ein großes Problem, unter dem er sehr leidet, und sich dafür sogar ein eigenes Wort ausgedacht, Oikophobie. Das soll, so der 33jährige, für die Abkehr vom eigenen Nest stehen, und für die von ihm vehement beklagte Neigung, die eigene Kultur, die eigenen Sitten und Gebräuche und die eigene nationale Identität lächerlich zu machen. Also die niederländische, und zwar ausschließlich die niederländische beziehungsweise europäische. Dagegen, dass Leute über ihre weiter weg liegenden Nester und Identitäten lachen, hat Baudet nichts. Aber gegen die moderne Kunst, weil die nämlich auch Oikophobie begünstige, wie auch offene Grenzen und, natürlich, Multikulti und ganz allgemein die Europäische Union.
Und nun hat der Mann, dessen Thesen der Verfassungsrechts­professor Gerhard Hoogers »theoretisch schwach und nachlässig erarbeitet« nannte, also das Forum voor Democratie gegründet. Und konnte gleich prominente Zugänge verbuchen: Nur einen Tag nach der Gründung trat die Spitze der niederländischen Piratenpartei der EU-kritischen, heimatliebenden Veranstaltung bei.