Eine Auswahl der alten und neuen Freunde Waldimir Putins weltweit

Das kleine ABC des globalen Putinismus

Der russische Präsident fühle sich von Nato und EU eingekreist, heißt es zuweilen, da müsse man doch verstehen, dass er jetzt nicht auch noch die Ukraine an den Westen verlieren wolle. Und: Europa und die USA reagieren mit Sanktionen, um Russland so isolieren. Beides ziemlich absurde Vorstellungen, denn von einer feindlichen Einkreisung kann sowenig die Rede sein wie von einer Isolation. Das autokratische, antiliberale Regime Putins hat alte Freunde und neue Handelspartner auf der ganzen Welt und quer durch alle politischen Lager. Hier eine kleine Auswahl.
Von

AfD
Ganz einig ist man sich in der rechtspopulistischen Partei über den Umgang mit Russland nicht. Aber einige Spitzenfunktionäre stolzierten bereits auf Einladung in die russische Botschaft in Berlin zwecks »strategischer Beratung«. Auf dem letzten Bundesparteitag wurde das Thema Russland sicherheitshalber erstmal ausgeklammert. Alexander Gauland, Fraktionsvorsitzender der AfD in Brandenburg, verteidigte die Annexion der Krim durch Russland.

Ägypten
Das Regime will die militärische Abhängigkeit von den USA reduzieren, da kommen Putins Angebote gelegen. Als er kürzlich zum Staatsbesuch nach Kairo kam, brachte er als symbolisches Geschenk für Präsident Abd al-Fattah al-Sisi eine Kalaschnikow mit. Es wurde eine Intensivierung der Militärkooperation vereinbart, Russland soll Jagdflugzeuge, Hubschrauber und ein Raketenabwehrsystem liefern. Außerdem will Russland das erste Atomkraftwerk in Ägypten bauen.

Algerien
Algerien ist traditionell einer der wichtigsten Wirtschaftspartner Russlands in Afrika, vor allem in der Öl- und Gasbranche. Im Land sind Gazprom und Rosneft tätig. Außerdem liefert Russland Getreide, Metalle, Maschinen und Militärtechnik.

Anders Breivik
Als Person, die er »gerne treffen würde«, nannte der norwegische Massenmörder und Terrorist: »Den Papst oder Wladimir Putin.« Allerdings sei er sich noch nicht ganz sicher, ob Putin »das Potential hat, unser bester Freund oder unser schlimmster Feind zu sein«. Auf jeden Fall sei er aber ein »fairer und entschlossener Führer«, der Respekt verdiene.

Angola
Politisch beziehen Russland und Angola häufig gemeinsame Positionen, so etwa in der Syrien-Frage. Die engen russisch-angolanischen Beziehungen gehen auf die Sowjetzeit zurück, als die UdSSR die Befreiungsbewegung in dem westafrikanischen Land unterstützte. Vor allem die Waffengeschäfte florieren, zuletzt wurden Rüstungslieferungen im Gesamtwert von einer Milliarde Dollar vereinbart, darunter 18 Kampfjets des Typs Su-30K, Ersatzteile für Waffen aus sowjetischer Produktion, Schusswaffen, Munition, Panzer, Artillerieanlagen sowie Transporthubschrauber des Typs Mi-17. Zudem soll mit russischer Beteiligung eine Patronenfabrik in Angola entstehen.

Anonymous.Kollektiv
Die rechtsextreme Facebook-Gruppe warb zuerst für die Montagsmahnwachen, dann für Pegida, inzwischen wird dort vor allem Putin-Propaganda betrieben. »Wir müssen die Gelegenheit am Schopfe packen und uns – falls notwendig auch mit russischer Hilfe – aus dem Korsett befreien, dass uns die amerikanischen Okkupanten 1945 aufgezwungen haben«, heißt es dort etwa. Nun plant die Gruppe, Facebook zu verlassen und in das Soziale Netzwerk VK aus Russland umzusiedeln. Do svidaniya!

Bashar al-Assad
Nach der Annexion der Krim schrieb Assad ein Telegramm an Putin. Dessen Politik sei »legitim und verfolgt das Ziel, eine ausgeglichene und transparente Welt zu schaffen, in der die Souveränität der Staaten und das Selbstbestimmungsrecht der Völker respektiert wird«. Er lobte die »weise Politik und rationale Vorgehensweise« des russischen Präsidenten. Russland hat im Gegenzug fast alle Resolutionen im UN-Sicherheitsrat gegen Assad mit einem Veto blockiert und den Diktator mit jeder Menge Jagdflugzeuge, Luftabwehrraketen und anderem Kriegsgerät ausgestattet. Russland hat einen Marinestützpunkt in Syrien, den einzigen am Mittelmeer. Man kann vermuten, dass ohne Putin Assad schon 2011 erledigt gewesen wäre und es das ganze Gemetzel in Syrien und die Erfolge des IS womöglich nie gegeben hätte.

China
»Wenn Bedarf auf der russischen Seite besteht, werden wir im Rahmen die nötige Hilfe leisten«, sagte Außenminister Wang Yi im Dezember. Der russische Gesamtexport nach China ist um 43 Prozent gestiegen. China kauft auch russisches Gas für 400 Milliarden Dollar und baut Verkehrsverbindungen nach Russland. Die militärische Zusammenarbeit wird ausgebaut, in diesem Jahr soll es erstmals ein gemeinsames Marinemanöver im Mittelmeer geben. Auch in der Raumfahrt wird die Kooperation intensiviert. Gemeinsam mit Russland blockierte China im UN-Sicherheitsrat mit seinem Veto, dass der Internationale Straf­gerichtshof die Menschenrechtsverletzungen des Assad-Regimes im syrischen Bürgerkrieg untersuchen kann.

Clemens Tönnies
Der Schalke-Präsident und Fleischindustrielle ist mit Putin per »Du«. »Mit ihm kann man Spaß haben«, weiß Tönnies. Immer wenn er seinen Kumpel in Moskau besucht, bringt er ihm rohes Fleisch mit. »Das letzte Mal haben die (Sicherheitskräfte, Anm. d. Red.) mir das Fleisch zunächst in Verwahrung genommen. Als ich vor Putin stand, sagte er: Wo ist mein Eisbein? Sie können sich vorstellen, dass es keine Minute dauerte, bis es da war.« Der russische Staatskonzern Gazprom ist Hauptsponsor des FC Schalke 04, ebenso wie von Roter Stern Belgrad, außerdem Sponsor des FC Chelsea, der Uefa Champions League und der Fifa. Franz Beckenbauer fungiert als Sportbotschafter bei Gazprom.

Deutschland
Die westlichen Sanktionen, die sich neben Reisebeschränkungen und Kontensperrungen vor allem gegen den russischen Energie-, Rüstungs- und Finanzsektor richten, treffen auch die deutsche Wirtschaft. Im Zuge der Krise sind die deutschen Exporte nach Russland angeblich um knapp 20 Prozent gesunken. Trotzdem ist Deutschland nach wie vor der wichtigste Handelspartner Russlands. Die deutsche Wirtschaft mahnt ein Ende der Sanktionspolitik an: »Die neuen Sank­tionen werden nicht zur Entspannung beitragen«, warnt der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Eckhard Cordes. Er lobte den Plan der EU-Kommission, einen früheren Vorschlag Putins über einen Wirtschaftsraum von »Lissabon bis Wladiwostok« aufzugreifen.

Elsässer
Konservatives Familienbild, Homophobie, Antiamerikanismus, Hass auf die Nato – damit passt er natürlich bestens zu Putin. Jürgen Elsässer wird gerne von russischen Staatsmedien eingeladen und in seinem Compact-Magazin betreibt er ebenso wie bei Kundgebungen der Montagsmahnwachenbewegung oder bei Pegida offensiv Propaganda für den Kreml. Im Juni 2014 gab er einen Sammelband mit Reden Putins heraus.

FPÖ
Das ist die ganz große Liebe. Die Reisetätigkeit zwischen Moskau und Wien ist immens, auch der Parteivorsitzende Heinz-Christian Strache war neulich dort. Der stellvertretende Bundesparteiobmann Johann Gudenus erklärte bei einem Besuch in Moskau, dass er sich für die EU-Politik schäme, weil diese »von Nato und Amerika« gelenkt werde. Auch kritisierte er, dass in Europa eine »Homo­sexuellenlobby« immer mächtiger werde. Im März nahm Gudenus als »Beobachter« am sogenannten Krim-Referendum der Separatisten teil. War natürlich alles sauber dort.

Friedenswinter
Bei der neuen deutschen Friedensbewegung steht Putin hoch im Kurs. Die zentrale Kundgebung des »Friedenswinters«, der Nachfolgeorganisation der Mahnwachenbewegung, Mitte Dezember in Berlin wurde von einer Reporterin des russischen Propagandasenders Russia Today moderiert.

Gabriele Krone-Schmalz
»In Anerkennung ihres Beitrages zur Festigung der Freundschaft und der Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland« wurde sie 2008 auf Erlass Putins mit der Puschkin-Medaille ausgezeichnet. Das hat sie ihm offenbar nicht vergessen und reist zum Zwecke der Putin-Erklärerei durch so ziemlich alle Talkshows des Landes. In Sachen Krim/Ukraine sieht sie nur einen Aggressor: den Westen. Dass Putin sich von der Nato und der EU bedrängt fühle, kann sie voll und ganz nachvollziehen. Die ehemalige ARD-Journalistin ist Mitglied im Lenkungsausschuss des »Petersburger Dialogs«, einer von Putin und Gerhard Schröder gegründeten Organisation »zur Verständigung zwischen den Zivilgesellschaften« in Deutschland und Russland. Von »Zivilgesellschaft« ist da jedoch wenig zu sehen. Auf russischer ­Seite fehlen Oppositionelle, unabhängige Bürgerrechtler oder NGOs vollständig. Auf deutscher Seite eigentlich auch.

Gerard Depardieu
Weil er die neue Reichensteuer in Frankreich nicht bezahlen wollte, bot Putin ihm im Dezember 2012 die russische Staatsbürgerschaft an, bereits am 3. Januar 2013 nahm Depardieu von Putin persönlich seinen neuen Pass entgegen. Der Schauspieler macht jetzt Werbung für unfassbar teure Luxusuhren mit der Aufschrift »Stolz, Russe zu sein«.

Gerhard Schröder
Der ehemalige Kanzler gestand Putin einst zu, ein lupenreiner Demokrat zu sein. Es sei eine menschliche Verbindung entstanden, »die man Freundschaft nennen kann« (Schröder) und die von Vertrauen geprägt sei. Schröder ist als Aufsichtsratsvorsitzender der Pipelinegesellschaft Nord Stream AG, die mehrheitlich zu Gazprom gehört, auch wirtschaftlich mit Putin verbandelt.

Goldene Morgenröte
Die griechische Neonazi-Partei Chrysi Avgi bezeichnet Russland als »natürlichen Verbündeten«. Mit dem rechtsextremen, russischen Eurasia-Ideologen Alexander Dugin ist man dicke. Dugin sandte dem inhaftierten Parteivorsitzenden Ni­kolaos Michaloliakos eine Solidaritätsadresse ins Gefängnis.

Humala
Anfang November besuchte Perus Präsident Ollanta Humala Putin in Moskau. Diesen ersten offiziellen Besuch eines peruanischen Präsidenten seit Aufnahme diplomatischer Beziehungen bezeichneten beide Seiten als »historisch«. Sie erklärten, die bilateralen Beziehungen nun stärken zu wollen. Außerdem verhandelt Peru mit Russland über einen Beitritt zur Eurasischen Zollunion. Im vorigen Jahr hat Peru in Russland 24 Militärhubschrauber gekauft.

Iran
Der iranische Verteidigungsminister Hossein Dehghan sagte im Januar: »Der Iran und Russland sind in der Lage, dem expansionistischen Eingreifen der Vereinigten Staaten durch Zusammenarbeit, Synergie und die Aktivierung möglichen strategischen Potentials entgegenzutreten.« Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu ergänzte, sein Land wolle eine »langfristige und vielschichtige« militärische Kooperation mit dem Iran aufbauen. Eine staatliche russische Rüstungsagentur hat dem Iran jetzt moderne Boden-Luft-Raketensysteme angeboten, obwohl das den geltenden UN-Sanktionen widerspricht. Sanktionen gegen den Iran wegen dessen Atomprogramm hat Russland immer abgelehnt. Die Regierungen beider Staaten sind auch deshalb eng zusammengerückt, weil sie beide als die so ziemlich letzten Unterstützer Bashar al-Assads in Syrien gelten.

Israel
Iran, Syrien, Palästinenser, Hamas – die Standpunkte dazu könnten nicht unterschiedlicher sein. Dennoch gefällt sich Ministerpräsident Benjamin Netanjahu darin, eine angebliche Äqui­distanz zwischen USA und Russland zu behaupten, wohl vor allem um Obama zu ärgern: »Wir haben gute und von gegenseitigem Vertrauen geprägte Beziehungen mit den Amerikanern und den Russen, und unsere Erfahrung mit beiden Seiten ist bisher sehr gut.« Wegen der großen Zuwanderung aus Russland und der Ukraine ist Russisch in vielen Orten Israels schon die zweite Hauptsprache. Auch Außenminister Avigdor Lieberman kommt aus der ehemaligen Sowjetunion. Neben der EU ist Russland der wichtigste Handelspartner, vor allem Agrarprodukte werden exportiert. In der Ukraine-Krise gibt sich Israels Regierung als neutrale Instanz. Sanktionen gegen Russland lehnt sie ab. Als die UN-Vollversammlung vor einem Jahr über eine Resolution abstimmte, die Russlands Vorgehen auf der Krim verurteilte, schwänzten die israelischen Vertreter die Sitzung. Allerdings kann Israel auch gut mit der Ukraine. Liebermann sagte: »Wir pflegen gute Beziehungen mit beiden Ländern. Moskau und Kiew vertrauen uns, und das ist eine gute Ausgangsposition für die Vermittlerrolle.«

Jobbik
Der Vorsitzende der ungarischen Nazi-Partei, Gábor Vona, sieht Europa als »dekadenten und heuchlerischen Kontinent« an, der sich der »Amerikanisierung« widersetzen müsse. »Aus diesem Grund suchen wir mit denjenigen den Kontakt, die ähnlich denken. Das bedeutet Partnerschaften mit Russland, der Türkei, der arabischen Welt und maßgeblichen Staaten im asiatischen Raum.« Es sei »klar, dass Russland Jobbik als Partner betrachtet«. Jobbik-Kader fahren regelmäßig nach Moskau zu Gesprächen, Gábor Vona diskutierte dort mit Alexander Dugin über ihre gemeinsame eurasische Vision. Das Europaparlament berät seit geraumer Zeit über die Aufhebung der Immunität eines Jobbik-Abgeordneten, ihm wird Spionage für Russland vorgeworfen.

»Junge Freiheit«
Das schwerrechte deutsche Wochenblatt sieht Putin als Vorbild. »Anstatt sich darüber zu ereifern, dass die russische Regierung, über die man ansonsten natürlich geteilter Meinung sein kann, den Einfluss amerikanischer Lobbyisten zurückzudrängen sucht, sollten sich deutsche Politiker – würden sie denn deutsche Interessen vertreten – lieber mit der Frage befassen, wie dem Einfluss ausländischer Organisationen bei uns begegnet werden könnte. (…) Fast möchte man, einen bekannten Buchtitel von Ortega y Gasset abwandelnd, ›um einen Putin von innen‹ bitten, der auch bei uns gegen ›ausländische Agenten‹ vorgeht.«

»Junge Welt«
»Putin will Frieden«, »Putin geht voran« – so ähnlich lauten die meisten Überschriften zum Thema Russland. Die nationalbolschewistische Zeitung steht natürlich ohne Einschränkung hinter den russischen Separatisten in der Ostukraine. Ihr Chefredakteur hat den Sound der Prawda noch voll drauf: »Rund 500 Kilometer vom russischen Wolgograd, dem früheren Stalingrad, entfernt erlitten die Vasallen des Westens in Kiew mit dem Fall von Debalzewe in der vergangenen Woche erneut eine schwere militärische Niederlage.«

Kirgistan
In diesem Jahr tritt das Land der Eurasischen Wirtschaftsunion aus Russland, Weißrussland, Armenien und Kasachstan bei. Als Belohnung für den Beitritt erhält Kirgistan von Russland einen Fonds für günstige Kleinkredite über eine Milliarde Dollar, das entspricht fast einem Sechstel des kirgisischen Bruttoinlandsprodukts. Bisher ist die EU stark in Kirgisien engagiert und die USA hatten bis vor kurzem einen Militärstützpunkt dort. Einen solchen unterhalten jetzt nur noch die Russen.

Kuba
Fidel Castro zeigt sich kaum noch in der Öffentlichkeit; als Putin im Juli vorigen Jahres nach Kuba kam, war er aber zur Stelle. Schließlich brachte der Mann aus Moskau ein großzügiges Präsent mit: 90 Prozent der Altschulden aus Sowjetzeiten, rund 26 Milliarden Euro, wurden erlassen. Und Raúl Castro gab nach dem sozialistischen Bruderkuss mit Putin bekannt: »Es gibt immer noch viele Übereinstimmungen zwischen uns, und jetzt beginnen wir eine neue Etappe in unserem Verhältnis.«

Lega Nord
Eine Delegation der rechtspopulistischen Partei aus Italien reiste kürzlich, geleitet vom Parteivorsitzenden Matteo Salvini, auf die Krim und nach Moskau. Sie besuchten eine Sitzung der Staatsduma, einheitlich gekleidet mit T-Shirts mit der Aufschrift »Nein zu Antirussland-Sanktionen«. Der Abgeordnete Paolo Grimoldi ist gerade dabei, eine Parteigruppe »Freunde Putins« zu gründen und sammelt fleißig Unterschriften dafür. »Wir rechnen mit mehreren Hundert Anhängern unter den Abgeordneten und Senatoren.« Und Salvini meint: »Zwischen Putin und unserem Premier Renzi wähle ich hundert Mal Putin. Ich würde ihn sofort als italienischen Premier einsetzen.«

Linkspartei
So mancher Führungspolitiker hat in Moskau an der Parteischule studiert. An der Basis herrscht Sowjetnostalgie vor und die strammen Antiimperialisten in der Partei mögen Putin schon allein deshalb, weil sie Amerika hassen. Dass es in Putins Reich nicht besonders links zugeht, gilt da als Nebenwiderspruch. Zwei Landtagsabgeordneten der »Linken« aus Mecklenburg-Vorpommern fungierten neben lauter Rechtsextremisten als »Wahlbeobachter« beim Krim-Referendum. Die Bundestagsabgeordneten Wolfgang Gehrcke und Andrej Hunko reisten kürzlich nach Moskau, dann in die Ostukraine und fuhren mit dem Separatistenführer durch die Volksrepublik Donezk. Natürlich nur, um Medikamente zu verteilen.

Marine Le Pen
Der rechtsextreme Front National gehört in Frankreich zu den schärfsten Kritikern der Sanktionspolitik gegen Russland. Im März vorigen Jahres reiste der FN-Abgeordnete Aymeric Chauprade als »Wahlbeobachter« auf die Krim und erklärte das Pseudo-Referendum für »legitim«. Kurz darauf fuhr Marine Le Pen nach Moskau und versicherte ihre Solidarität. Auch wirtschaftlich läuft’s zwischen den beiden. Der FN besorgte sich bei einer russischen Bank einen Kredit in Höhe von über neun Millionen Euro. Der FN-Schatzmeister: »Ich brauche Geld, damit hier alles läuft und um meine Wahlkampagnen zu machen.«

Nauru
Das winzige, verarmte Pazifik-Inselchen hat nach dem Georgien-Krieg als einer von nur vier Staaten weltweit die von Russland besetzte georgische Region Abchasien als Staat anerkannt. Dafür gewährte Russland den 13 000 Einwohnern des Südseeatolls einen Kredit über 50 Millionen Dollar. So einfach kann Diplomatie sein.

Nicaragua
Nicaraguas Präsident Daniel Ortega will einen Kanal durch sein Land bauen, als Alternative zur westlichen »Hegemonie«, sprich: damit die Welt nicht mehr vom US-hörigen Panama abhängig ist. Russland freut das und es macht mit. Unter anderem sollen russische Kriegsschiffe für die Sicherheit beim Bau sorgen. Nach dem Georgien-Krieg 2008 erkannte Nicaragua die russisch kontrollierten Separatistengebiete Südossetien und Abchasien an. Der Staatsbesuch Putins im vorigen Jahr in Managua war für Ortega wie ein »Lichtstrahl«.

Nigel Farage
Auf die Frage, welchen Politiker er am meisten bewundere, entgegnete der Vorsitzende der nationalistischen und rassistischen UK Independence Party (Ukip): »Als Anführer, aber nicht als Mensch, würde ich sagen Putin.« Putin sei der wichtigste Verbündete im Kampf gegen den Jihadismus. Welchen Beitrag Putin in dieser Angelegenheit im Nahen Osten oder Afrika geleistet haben soll, verrät er jedoch nicht.

Nordkorea
Bislang fremdelte man etwas, doch jetzt gehen Kim Jong-un und Putin mit schnellen Schritten aufeinander zu. Vor einem Jahr erließ Putin Nordkorea 90 Prozent der Schulden aus Sowjetzeiten, das sind zehn Milliarden Dollar. Russische Staatsunternehmen investieren Milliarden in Nordkorea, die Visumspflicht soll fallen. Putin hat Kim Jong-un zu den Feierlichkeiten zum Sieg über Deutschland am 9. Mai in Moskau eingeladen. Es wäre Kims erste Auslandsreise als Staatsoberhaupt.

NPD
Putin ist für die deutsche Nazitruppe ein Vorbild, denn er sei ein »Mann, der dem Liberalismus eine klare Absage erteilt und die Macht des Volkes stärkt, (…) während in Ländern wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien usw. zionistische Verbrecher ihr Unwesen treiben, indem sie staatliche Einflüsse an allen Ecken zurückdrängen und die Völker mit Zins und Zinseszins ausplündern«, meint Thomas Grey, stellvertretender Landesvorsitzender in Sachsen-Anhalt. Im Europawahlprogramm der NPD hieß es: »Wir Nationaldemokraten sind nicht gegen eine europäische Zusammenarbeit, aber – genauso wie Präsident Putin in Russland – gegen einen multikulturellen Bundesstaat Europa.«

Orbán
Viktor Orbán und Putin sind natürlich schon rein wertemäßig wie füreinander gemacht. Man hat es gerne autoritär und völkisch, »liberale Demokratie« und überhaupt »ein liberales Verständnis der Gesellschaft« lehnt man ab. Orbán nennt als seine Vorbilder »die Systeme in China, Singapur, der Türkei und Russland«. Auch die Handelsbeziehungen brummen. Ungarn erhielt enorme Kredite aus Russland, das in die Erweiterung eines ungarischen Kernkraftwerkes investiert und dabei 80 Prozent der Kosten trägt.

Pegida
Dem als russischen Reporter verkleideten Mitarbeiter der ZDF-Sendung »heute show« gelang es als einem der ersten, mit Pegida-Leuten ins Gespräch zu kommen. »Russia Today ist objektiv. Unsere Presse, das sind die Verräter«, bekam er da zu hören. Bei Pegida-Veranstaltungen wurde die »Kriegstreiberei« der Bundesregierung gegen Russland kritisiert, auf Plakaten war zu lesen: »Putin, hilf uns!« Am Montag voriger ­Woche trat in Dresden bei der Kundgebung eine »Anastasia aus Russland« auf. Sie forderte: »Frau Merkel, hören Sie bitte auf, den Krim-Volksentscheid als Völkerrechtsbruch zu bezeichnen«. Die deutsche Politik vertrete amerikanische Interessen. Die Pegida-Anhänger skandierten: »Ami go home«.

Philipp Mißfelder
Der außenpolitische Sprecher der CDU feierte in St. Peterburg zusammen mit Putin bei einem Empfang der Nord Stream AG den Geburtstag von Gerhard Schröder. Er gehört zum Vorstand des Deutsch-Russischen Forums, das sich um stabile politische und wirtschaftliche Beziehungen zur Regierung in Moskau bemüht.

Politically Incorrect
»Sehr geehrter Herr Präsident, mit diesem offenen Brief wende ich mich als deutscher Bürger an Sie, um Ihnen meine große Anerkennung und meinen großen Dank für Ihr bisheriges umsichtiges und verantwortungsvolles Verhalten sowie für Ihre klaren, aufschlussreichen Worte im Zusammenhang mit den Geschehnissen im Syrienkonflikt auszusprechen … Sie haben das Lügenkonstrukt weiter Teile von Politik und Medien im Westen zusammenbrechen lassen … « und so weiter und so fort. Die rassistische, homophobe Blogmeute von PI hätte am liebsten einen Putin für Deutschland.

Putin
Der größte Verehrer Putins ist natürlich Putin selbst. Selbstzweifel sind ihm fremd. Er inszeniert sich als starken Macho-Mann, zeigt sich mit Tigern, Bären und Bikern, hoch zu Ross oder mit freiem Oberkörper und Jagdgewehr in der Taiga, 2010 schoss er von einem Schlauchboot aus mit einer Harpune einen Grauwal. Der 62jährige sieht »mit den Jahren immer jünger« aus, wie sein Leibarzt stolz erklärt – angeblich dank mildem Honigtee und schonenden Massagen. Die Experten der Yellow Press sind sich aber sicher, dass Putin mit Botox und Facelifting nachgeholfen hat. Wie auch immer: Mit Ausnahme Berlusconis dürfte es kaum einen eitleren und mehr von sich selbst überzeugten Politiker geben. Er ist der rus­sische Chuck Norris. Daher müsste der Leibarzt es auch besser wissen: Putin schlürft keinen Honigtee, Putin kaut Bienen.

Ramsan Kadyrow
»Putins Soldat« und »Oberhaupt« Tschetscheniens kämpft meistens gegen die Islamisten, manchmal aber auch mit ihnen. Er rief jüngst in Grosny zu einer Kundgebung gegen die Mohammed-Karikatur aus Charlie Hebdo auf, Zehntausende kamen, riefen »Allahu akbar«. Kadyrow erklärte: »Ich bin bereit zu sterben, um solche Menschen zu bestrafen, die unseren Propheten beleidigen.« Das rus­sische Fernsehen übertrug die Kundgebung live. Kadyrow posiert gerne mit Raubkatzen schmusend. Er und Putin sind sowieso unzertrennlich.
Russland
Putin regiert sein Land weniger als semidemokratisch und mit strenger Hand, Opposition und Dissidenz werden unterdrückt – wenn nicht Schlimmeres. Dennoch ist der autokratische Herrscher in der Bevölkerung mehrheitlich sehr beliebt, weil er einige der dramatischen ökonomischen Fehlentwicklungen der Jelzin-Ära stoppen konnte und den Stolz auf die Stärke der eigenen Nation wieder zum Leben erweckte. Auch im Staatsapparat hat Putin seine Machtposition gefestigt. Auf einen baldigen »russischen Frühling« sollte man besser nicht hoffen.

Serbien
Die Beziehungen zwischen Serbien und Russland sind aufgrund der Geschichte schon immer besonders gut. Auch jetzt, da Serbien auf dem Weg in die EU ist, hofiert man sich gegenseitig. Putin sagte: »Serbien ist für Russland auch in Zukunft der wichtigste Verbündete und engste Verwandte.« Serbiens Staatspräsident Tomislav Nikolic bezeichnet Putin als »Bruder«. Und sein Außenminister beteuert: »Serbien will und wird niemals gegen Russland sein.«

Silvio Berlusconi
»Putin und mich verbindet eine wirkliche, persönliche Freundschaft«, sagt Berlusconi. »Seine Kinder haben mich schon in den Ferien besucht. Ich schätze ihn sehr.« Beim Asien-Europa-Gipfel im Oktober in Mailand brachte Putin das ganze Protokoll durcheinander, weil er lieber in die Villa von Berlusconi fuhr, zum Privatbesuch. Berlusconi hat in der Ukraine-Krise stets Putin verteidigt. Und nach den Terroranschlägen von Paris forderte Berlusconi, Europa müsse im Kampf gegen den Terror »die Achse mit Putin« stärken. Auch andersrum gilt die Loyalität: »Berlusconi steht vor Gericht, weil er mit Frauen zusammenlebt. Wäre er ein Homosexueller, hätte ihn niemand auch nur mit einem Finger angerührt«, wusste Putin Berlusconis Sex-Affären zu erklären.

Steven Seagal
Für den Actionfilmstar und Musiker ist Putin »ein Freund und ich würde ihn gerne als Bruder betrachten«. Auf der Krim gab er im August 2014 ein Konzert – im Putin-T-Shirt. Die Bühne war mit Flaggen der prorussischer Separatisten geschmückt. Seagal spielte Blues.

Syriza
Die neuen griechischen Regierungsparteien Syriza und Anel gelten als Russland sehr verbunden. Der erste Diplomat, den Alexis Tsipras nach seinem Wahlsieg traf, war der russische Botschafter in Athen. Im Mai 2014 traf Tsipras in Moskau Putin-Vertraute und teilte ihnen mit, dass er das »Referendum« der Separatisten auf der Krim unterstütze. Nikos Kotzias, der neue Außenminister, lud 2013 den russischen Rechtsextremisten Alexander Dugin nach Athen ein. Dugin sagte: »In Griechenland sollten unsere Partner die Linkspolitiker von Syriza sein, die den Atlantizismus, den Liberalismus und die Dominanz der Globalfinanz ablehnen.« Kotzias distanziert sich inzwischen allerdings: »Dugin war sehr antiamerikanisch, sehr prodeutsch, gemischt mit Huntington und Fukuyama. Es hat mir nicht gefallen, wir haben gestritten.«

Tayyp Erdoğan
Keinen anderen Staatschef hat Erdoğan so oft zu offiziellen Besuchen getroffen, insgesamt 30 Mal kamen er und Putin zusammen. Auf den Westen sind beide Autokraten derzeit schlecht zu sprechen. Drum scheint selbst ihre gegensätzliche Position im Syrien-Konflikt der Freundschaft keinen Abbruch zu tun. Wegen der Sanktionen des Westens gegen Russland will Putin das Handelsvolumen mit der Türkei nun bis auf 100 Milliarden Dollar im Jahr verdreifachen. Russland baut den ersten Atomreaktor der Türkei in Akkuyu.

Usbekistan
Insgesamt sind die Beziehungen zwischen Usbekistan und Russland in den vergangenen Jahrzehnten sehr wechselhaft gewesen. Doch als Putin im Dezember seinen Amtskollegen Islam Karimov besuchte, brachte er ein besonderes Gastgeschenk mit: 97 Prozent der usbekischen Schulden werden erlassen, das entspricht einer Summe von 865 Millionen US-Dollar. Russlands zweitgrößter Ölkonzern Lukoil will außerdem in den nächsten 25 Jahren weitere fünf Milliarden US-Dollar in Öl- und Gasvorkommen in Usbekistan investieren. Usbekistan ist neben Russland, China, Kasachstan, Kirgistan und Tadschikistan Mitglied in der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ), die auch ein Militärbündnis ist. Im Sommer 2014 nahmen alle SOZ-Staaten an einem Großmanöver in der Inneren Mongolei teil.

Valery Gergiev
Er ist einer der berühmtesten Dirigenten der Welt, im Frühsommer soll er Chef der Münchner Philharmoniker werden. Daran gibt es nun Kritik, denn Gergiev ist ein glühender Putin-Verehrer. Er unterstützte seinen Freund auch bei dessen Wahlkampf und beim Südossetien-Krieg. Im März 2014 unterzeichnete der Dirigent einen offenen Brief russischer Künstler, in dem Putins Position im Ukraine-Konflikt unterstützt wurde. Auftritte von Gergiev in New York, London und München wurden von Protesten begleitet, nachdem man ihm vorgeworfen hatte, die Anti-Schwulen-Gesetze Putins zu bagatellisieren.

Venezuela
Hugo Chávez verlieh Putin einst den »Orden des Befreiers«, die höchste Staatsauszeichnung in Venezuela. Seit Venezuelas Wirtschaft in die Krise geraten ist, rücken die Staaten noch enger zusammen. Putin bezeichnete Venezuela als einen engen Freund Russlands und als wichtigsten Partner in Lateinamerika. Chavez’ Nachfolger Nicolás Maduro versprach, dass Venezuela immer an der Seite Russlands stehen werde. Vor allem das Rüstungsgeschäft zwischen beiden Ländern boomt. Venezuela kauft im großen Maßstab Waffen aller Art.

Vlaams Belang
Mitglieder der rechtsextremen belgischen Partei nahmen so wie Abgesandte anderer europäischer Nazi-Parteien als »Wahlbeobachter« am Pseudo-Referendum auf der Krim und den dortigen »Regionalwahlen« teil, um den Eindruck von Legitimität zu vermitteln. Ihre nationalistische Europafeindlichkeit und ihr reaktionäres Weltbild treffen sich bestens mit den Interessen Putins.

Vietnam
Vietnam hofft, bis Ende des Jahres ein Freihandelsabkommen mit der Eurasischen Wirtschaftsunion unterzeichnen zu können. Die Verhandlungen seien »in vollem Gange«, erklärte der vietnamesische Botschafter in Moskau, Fam Suan Shon, vor kurzem. Russland tätigt umfangreiche Investitionen im Energiesektor, im Maschinenbau, in der Raumfahrt, der Atom- und Kommunikationstechnologie sowie im Rüstungssektor. Beide Staaten wollen das bilaterale Handelsvolumen im Jahr 2015 auf sieben Milliarden US-Dollar erhöhen. Putin: »Die Beziehungen zwischen Vietnam und Russland haben eine lange Geschichte. Die Völker beider Länder haben seit langem große Zuneigung, die den heutigen guten Beziehungen dient.«

Weißrussland
Eigentlich sind Putin und Weißrusslands Diktator Alexander Lukaschenko ein Herz und eine Seele. Aber so ist das in Beziehungen manchmal: Wenn der eine zu stark klammert, wird’s schon mal kompliziert. Am liebsten würde Putin Weißrussland nicht nur umarmen, sondern ganz übernehmen. Eine Fusion beider Länder sei »möglich und sehr wünschenswert«, meint Putin. Das geht Lukaschenkow natürlich zu weit. Andererseits ist er wirtschaftlich komplett von Russland abhängig. Jüngst gab es wieder Ehekrach: Weißrussland profitierte zunächst vom russischen Boykott auf Lebensmittel aus der EU, indem es seine eignen Importe aus der EU erhöhte und die Waren dann nach Russland weiterverkaufte. Als Reaktion darauf verhängten russische Behörden auch ein Importverbot für in Weißrussland produzierte Waren. Das nennt man wohl Zickenkrieg.

Zuma
Präsident Jacob Zuma reist oft nach Russland und gastiert dann auch schon mal in Privatgemächern Putins. Russland wird in den kommenden neun Jahren acht Atomreaktoren an Südafrika liefern. Mit ihnen soll bis 2023 das erste Atomkraftwerk russischer Bauart auf dem afrikanischen Kontinent entstehen. Auch die Zusammenarbeit in der Rüstungsindustrie wurde zuletzt forciert.