Schrecklicher Verdacht

Landser. Sie kann nicht nur Bravo und Tina, sondern auch Der Landser. Die Hamburger Bauer Media Group gibt seit 1957 allwöchentlich die »Erlebnisberichte zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges« im Groschenromanformat heraus. Porträts und Abenteuergeschichten, bevölkert von mutigen Soldaten und deutschen Helden. Wie gemacht zur Strandlektüre. Für Kriegsfetischisten und vergessliche Opas, die beteuern, damals nur »auf Befehl« gehandelt zu haben. Das Simon Wiesenthal Center räumt jetzt auf. Vorwurf: Der Landser verherrliche den Nationalsozialismus und verharmlose die Shoa. Die Organisation stützt sich auf eine Untersuchung des Journalisten und Historikers Stefan Klemp und fordert die Einstellung der Publikation. Das Bundesjustiz und das Bundesinnenministerium nehmen die Vorwürfe ernst und wollen sie überprüfen. Eine Sprecherin der Verlagsgruppe erklärt: »Alle Publikationen der Bauer Media Group stehen im Einklang mit den in Deutschland geltenden Gesetzen.« Das glauben wir gern.   OKO
Bitte keine Aphorismen
Jennifer Egan. Seit Montag hat das Warten ein Ende. »Black Box«, der neue Roman der US-amerikanischen Erfolgsschriftstellerin Jennifer Egan, wird auf Deutsch veröffentlicht. Häppchenweise, via Twitter, mit jeweils rund 60 Tweets an zehn Abenden. Vorgemacht hat es das Magazin The New Yorker, das Egans Agentinnenroman vor dem Erscheinen der Buchausgabe in zahlreiche Tweets verpackte. Egan selbst fremdelt etwas, sie kann mit Twitter nicht so viel anfangen. Der Spiegel deckt sogar auf, dass die Autorin »weniger als ein Dutzend Tweets« hinterlassen habe, »darunter auch einen, in dem sie sich dafür entschuldigt, unabsichtlich Spams gesendet zu haben«. Das ist ja die Höhe! Also doch alles nur Marketingterror? Nein, Egan ist interessiert an den Möglichkeiten der seriellen Form, und sieht die Twitter-Veröffentlichung als Experiment. Ähnlich wie in »A Visit from the Goon Squat«, wofür sie unter anderem 2011 den Pulitzer-Preis erhielt, geht es auch in »Black Box« um ein Leben nach dem Musikgeschäft. Ein Highlight.   OKO
Muss leider draußen bleiben
Omar Souleyman. Schweden ist als Musterland demokratischer Kultur ja so liberal. Liberal genug, um sich Rechtspopulisten im Parlament zu leisten und die ökonomische Ungleichheit in den vergangenen 30 Jahren stärker steigen zu lassen als in allen anderen OECD-Ländern. Und weil es kürzlich diese unschönen Krawalle gegeben hat – wie sie in Husby begannen und sich über halb Schweden ausbreiteten, all diese Leute mit Migrationshintergrund: mindestens problematisch! – muss man sich ja wohl die Freiheit nehmen dürfen, auch mal vorsichtig zu sein. Der syrische Musiker Omar Souleyman und seine Band werden nicht ins Land gelassen. Die Veranstalter des Musikfestivals »Stockholm Music & Arts« geben die Begründung der Behörden wieder: Die Syrer könnten sich absetzen und womöglich einen Asyl­antrag stellen. Auf der Homepage des Festivals heißt es, Souleyman toure ohne Probleme durch die ganze Welt, es sei das erste Mal überhaupt, dass ihm irgendwo die Einreise verweigert wird.    OKO
Eso ohne Ende
Avatar 8. 1 000 000 000! Unter Umständen könnte das Megaprojekt eine Milliarde Dollar verschlingen. Regisseur James Cameron will so richtig reinhauen und gleich drei Sequels von »Avatar« zwischen 2016 und 2019 in die Kinos bringen. Der Clou: Der Kampf der Na’vi, des blaugefärbten Eso-Völk­chens, gegen die Welt der bösen Naturruinierer geht einfach immer weiter. Wenn das mal nicht auch Stoff für die Teile fünf und sechs liefert. Man kann auch wirklich nicht genug davon kriegen.   OKO