Zurück zum Zelt

Das kleine Mädchen auf dem Laufrad ist wütend, lauthals schreiend saust sie über das Rollfeld des ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof. Sie verfolgt ihren älteren Bruder, der bereits in die Liga der Fahrradfahrer aufgestiegen ist. Beim Versuch, ihn einzuholen, überschlägt sie sich fast. Den Eltern wäre es vermutlich lieber gewesen, wenn sich die Kleinen mit dem Spielplatz des Architekten David Rockwell begnügt hätten, der beim DMY-Design-Festival präsentiert wird. Rockwell bietet bewegliche Bauteile aus ökologisch abbaubarem Schaumstoff, aus denen sich die Kinder ihren Spielplatz selbst zusammenstellen können. Besonders liebevoll gehen die Kleinen hier zwar auch nicht miteinander um, aber immerhin: Das Verletzungsrisiko liegt nahe null. Nebenan veranstaltet eine Gruppe aus Taiwan ein Puppenspiel, ein paar Meter entfernt entdeckt man, dass Bommel nicht nur zur Verzierung von Kindermützen taugen. Die Berliner Designerin Myra Klose präsentiert eine pinkfarbene Pudelskulptur aus Bommeln, Teppiche und Hocker aus bunten Bommeln und Tierfelle, wie einen Grizzly – selbstverständlich auch aus Bommeln, was nicht nur Kinder, sondern auch Tierschützer freuen dürfte. Dass das Leben dennoch kein Ponyhof ist, wird auf diesem Festival für zeitgenössisches Produktdesign aber auch deutlich. »Wenn ich bald keine Wohnung finde, muss ich wohl bei Freunden campen«, sagt eine junge Frau, während sie Designprodukte aus den Niederlanden betrachtet. Jolien Hanemaaijer zeigt »My infinite home tool«, einen Koffer, der als Regal genutzt werden kann, und eine Indoor-Zeltausrüstung für ein wenig Privatsphäre. Das Festival zeigt auffallend viele Möbel für Menschen, die häufig umziehen müssen. Marketingexperten bezeichnen sie als »urbane Nomaden«. Die von Maciej Chmara und Anna Rosinke gestaltete fahrbare Küche, die zum Projekt »mobile Gastfreundschaft« gehört, wurde mit einem der Awards ausgezeichnet. Sie erinnert ein wenig an die Suppenküchen, die man derzeit wieder häufig in Europa sieht.