Schummel-Studis

Während sich die Plagiatsdiskussion hierzulande auf vereinzelte Doktorarbeiten von Politikern beschränkt, läuft in den Vereinigten Staaten eine ganz andere Diskussion zu dem Thema. Dort veröffentlichen Universitäten Statistiken darüber, wie viele Betrugsversuche in den einzelnen Fachbereichen vorkommen, zum Beispiel durch Abschreiben, Kopieren oder übermäßige Zusammenarbeit. Aus diesen Zahlen ergibt sich ein überraschendes Bild. In den Einführungskursen für Informatik gibt es besonders viele Fälle, bei denen Studenten nachgewiesen werden kann, in ihrer Hausarbeit Programmcode abgeschrieben zu haben. An der Stanford University waren es beispielsweise in 23 Prozent aller Fälle Informatik-Studenten, die beim Schummeln ertappt wurden, dabei machen sie nur 6,5 Prozent aller Studierenden aus. Zieht der Fachbereich also womöglich besonders unehrliche College-Absolventen an? Nein, sagt Ed Lazowska, der den Lehrstuhl für Informatik und Ingenieurwissenschaften an der Univer­sity of Washington innehat. »Wir prüfen nur die Hausarbeiten mit Hilfe bestimmter Software auf Übereinstimmungen mit den Arbeiten früherer Studenten und Quellen aus dem Internet.«
Computerprogramme finden und markieren solche Text- oder Code-Stellen, die dann von den Professoren überprüft werden. »Andere Fachbereiche, die unsere Methoden anwenden, haben ähnlich hohe Plagiats-Erkennungsraten«, sagt Lazowska weiter. Industrie-Vertreter gaben übrigens an, es nicht gerne zu sehen, wenn Plagiate einerseits und excessive collaboration, also verbotene Teamarbeit, in einen Topf geworfen werden, denn Zusammenarbeit sei in der Wirtschaft erwünscht. Mitarbeiter sollen sich austauschen und gegenseitig unterstützen, reine Einzelkämpfer sind nicht unbedingt gerne gesehen. Plagiate seien dagegen inakzeptabel, schließlich verletzten sie das Copyright.