Der Unbequeme

Tony Judt. Der Historiker wurde in seinen letzten Lebensjahren immer berühmter, er war zuletzt ein echter Star seiner Zunft. Dazu trug sicherlich auch sein öffentlich gewordenes Leiden bei, der englische Intellektuelle, der in New York lebte, litt an Amyotropher Lateralsklerose, die ihn zuletzt fast vollständig lähmte. Sein bekanntestes Werk ist »Europa. Die Geschichte eines Kontinents von 1945 bis zur Gegenwart«. Vor allem aber hat er sich einen Ruf als scharfer Kritiker der Politik Israels gemacht. Der frühere Zionist, der in einem Kibbuz arbeitete und am Sechs-Tage-Krieg teilnahm, formulierte in den den vergangenen Jahren eine immer erbittertere Ablehnung von Israels Besatzungspolitik. Er ging so weit zu sagen, Amerika sollte endgültig seine Unterstützung für ein Land aufgeben, dessen desaströse Politik den amerikanischen Interessen mehr schade als nütze. Judts umstrittene Positionen sorgten in den vergangenenen Jahren immer stärker für Aufsehen und Proteste. Vorvergangene Woche ist der Historiker im Alter von 62 Jahren verstorben.   AHA