Professor Steinar

DVU und NPD bereiten seit Wochen ihre Fusion vor. Die Idee von einer neuen rechten Partei kursiert schon lange. Dass sich Professoren deutscher Hochschulen, wie Ralph Weber, für die Gründung einer solchen einsetzen, ist hingegen ungewöhnlich. Der Rechtswissenschaftler der Universität Greifswald ist bereits im Mai 2008 öffentlich aufgefallen, als er sich beim Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier (CDU), darüber beschwerte, dass zwei NPD-Landtagsabgeordnete nicht zu den Landratswahlen zugelassen wurden. Webers Einsatz für die Bewerber sollte aber keine »Schützenhilfe« für die NPD darstellen. Der Experte für Arbeitsrecht erklärte damals: »Meine Äußerungen zielten nicht darauf, die NPD zu beflügeln, sondern darauf, den Weg der CDU in die Mitte zu kritisieren.« Denn der Professor ist selbst seit seiner Jugend CDU-Mitglied, musste aber seinen Kollegen in Parteiausschlussverfahren schon mehrmals seine Treue zur Partei glaubhaft machen.
Doch der 49jährige, der auf dem Campus auch Kleidung der bei Neonazis beliebten Marke Thor Steinar trägt, will sich nicht »mundtot« machen lassen. Er kritisiert inzwischen weniger die CDU und spricht stattdessen von einer neuen »Rechtspartei«. In einem Gespräch mit der Jungen Freiheit hielt Weber es schon 2008 für »absolut realistisch«, dass eine solche Partei bei Wahlen bis zu 15 Prozent erzielen könnte. In diesem Monat äußerte sich der aus dem badischem Krautheim stammende Jurist gegenüber dem rechtspopulistischen Magazin Zuerst erneut über eine zu gründende Partei »rechts von der CDU«. Weber dementiert jedoch Treffen und Gespräche mit den Vorsitzenden der NPD, Udo Voigt, und der DVU, Matthias Faust, zu diesem Thema. Offen wäre Weber dafür allemal, denn er sagt: »Es macht für mich keinen Unterschied, ob ich mit Frau Merkel rede oder mit Herrn Voigt.«
Das sieht das Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern anders und hat daher in der vorigen Woche die Leitung der Greifswalder Universität aufgefordert, disziplinarische Maßnahmen gegen den Hochschullehrer zu erwägen. Was daraus wohl wird? Imageschäden wegen überschäumender nationalistischer Begeisterung scheint die Universität nicht zu befürchten. Schließlich wurde nach einer Abstimmung des Studierendenparlaments der für antisemitische Äußerungen bekannte Ernst Moritz Arndt wieder als Namenspatron der Institution eingesetzt.