»Weil man Tote nicht mehr fragen kann«

Karlheinz Schreiber, angeklagt wegen Steuerhinterziehung und Beihilfe zum Betrug, hat vor dem Augsburger Landgericht über seine Anwälte behauptet, im Jahr 1991 »unzulässige Spenden« in Höhe von knapp 1,4 Mil­lionen Mark an die CSU gezahlt zu haben. Das Geld sei auf ein inoffizielles Konto geflossen, in viele kleine Beträge gestückelt. Das Pikante an der Angelegenheit: Die Überweisungen datierten aus der Zeit nach dem Dahinscheiden der Spender, wie man bei der CSU aus gesammelten Todesanzeigen gewusst haben soll. Die Jungle World sprach mit dem Spender Josef Hirzlgruber*.

Herr Hirzlgruber, Sie sind seit vielen Jahren tot, aber im Prozess gegen den Rüstungslobbyisten Karlheinz Schreiber quasi wieder lebendig geworden. Was ist das für ein Gefühl?

Vor Gericht schweigen Sie ebenso wie Schreiber. Warum zeigen Sie nicht mehr Kooperationsbereitschaft?

Warum haben Sie damals Geld an die CSU überwiesen? Wollten auch Sie das Beste für Bayern? War es Ihre eigene Entscheidung, obwohl Sie ja schon tot waren? Oder war es eine von Franz Josef Strauß, Karlheinz Schreiber und ihre Spezln? Das Schwarzgeld-System der Partei machte ja viele attraktive Geschäfte möglich.

Der Betrag, der in Ihrem Namen an die CSU floss, stammte Schreiber zufolge aus Schmiergeldern für ein Geschäft mit Saudi-Arabien über 36 Fuchs-Spürpanzer. Ein Pazifist würde sich bei dem Gedanken im Grabe umdrehen. Wie ist es Ihnen ergangen?

Empfinden Sie es nicht als ungerecht, dass Ihre kleine Überweisung vor Gericht Erwähnung findet, die illegale Parteispende von 100 000 Mark, die Wolfgang Schäuble von Schreiber erhielt, dagegen keine Rolle spielt? Immerhin erfreut sich Schäuble im Gegensatz zu Ihnen seines Lebens?

Die vorgetragene Erklärung, warum man verstorbene Personen als Spender heranzog, lautete: »Ganz einfach deshalb, weil man Tote nicht mehr fragen kann.« Ist das nicht ein Trugschluss?

Herr Hirzlgruber, ich danke für dieses Gespräch.

*Name von der Redaktion ausgesucht.