Scheitern im Mief

»Ein gradliniger Typ«, einer, »der das Herz am rechten Fleck hat«, der »nicht für Schicki-Micki, nicht für Spinnereien« stehe, so beschrieb der frühere Spitzen­kandidat der Berliner CDU, Frank Steffel, lobend den Fraktionsvorsitzenden der Berliner CDU im Berliner Abgeordnetenhaus. Gemeint war allerdings nicht Friedbert Pflüger, sondern Frank Henkel. Pflüger musste das Amt nämlich in der vergangenen Woche abgeben.
Dabei wollte Pflüger die Berliner CDU ausgehend von seinem Thesenpapier »Aufbruch in Berlin« zu einer modernen Großstadtpartei formen. »Dieser Weg ist richtig«, spendete sogar der CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla Lob für Pflügers Papier. Doch aus dem »Aufbruch in Berlin« wurde nichts. Denn in der Berliner CDU herrschen besondere Verhältnisse, die nicht nur der Spiegel als »Kiezklüngel« und »Westberliner Mief« beschreibt. In diesem konnte der zugezogene Niedersachse Pflüger, den man nun auch nicht unbedingt als »Schicki-Micki« bezeichnen kann, wenig ausrichten. Noch dazu hat er nach Auffassung des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) am Ende auch noch »alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte«.
Nach Medienberichten über einen möglichen Putsch gegen Pflüger als Fraktionsvorsitzenden gab sich der 53jährige in der vor vergangenen Woche kämpferisch und stellte sich als Kandidat für die Wahl zum Parteivorsitz im kommenden Frühjahr auf, in Konkurrenz zum derzeitigen Landesvorsitzenden Ingo Schmitt. Die Führung der Berliner CDU reagierte mit einem Krisentreffen, Pflüger erklärte seinen Rückzug von der Kandidatur, nur um wenige Stunden später erneut den Anspruch auf den Vorsitz anzumelden. Damit war es mit der Toleranz der Kiezkönige der Berliner CDU vorbei. Pflüger verlor sein Amt als Fraktionsvorsitzender an einen von ihnen – an Frank Henkel, einen »Urberliner Hardliner« (Welt ­Online).