Unsicherer Kandidat

Wo soll das nur hinführen? Udo Nagel, bis vor kurzem Hamburgs parteiloser Innensenator, wechselt in den Vorstand der Prevent AG. Die Philosophie des Unternehmens lautet: »Prävention ist die sicherste Art, Schaden zu vermeiden.« Wenn ein Fall von Korruption, Wirtschaftkriminalität, Produktfälschung, Betrug oder Spionage vermutet wird, bringen »vertrauliche Ermittlungen« von Mitarbeitern der Prevent AG mit »langjähriger Kompetenz« die Wahr­heit ans Licht. So war es zumindest bisher, glaubt man der Selbstdarstellung des Unternehmens.
Zwar hat sich auch Udo Nagel stets bemüht, der Kriminalität vorzubeugen. Er versuchte, das »subjektive Sicherheitsgefühl« der Hamburger zu stärken, was bei ihm aber so viel bedeutete wie: »Lass uns mal eine Kamera installieren, dann wird das schon.« Entgegen seinem Wahlversprechen sank die Zahl der Straftaten in Hamburg mitnichten um die Hälfte, sondern stieg sogar an. Doch weil sich so was für einen Innensenator schlecht macht, schummelte er die Statistik zurecht, wie sich herausstellte. Da waren doch glatt 7 000 Fälle abhanden gekommen.
Verdächtige ermittelt Nagel nach Leitsätzen wie diesem: »Nicht jeder Schulschwänzer wird kriminell, aber alle Kriminelle haben irgendwann mal die Schule geschwänzt.« Da es sich bei Wirtschafts­kriminellen zweifelsohne um Kriminelle handelt, dürften »vertrauliche Ermittlungen« demnächst unter Münchens Schulschwän­zern angestellt werden.
Bekannt ist der frühere Polizeipräsident für seine gründlichen Recherchen. Nach vier Tagen in Afghanistan fasst er 2005 zusammen: »Die Sicherheitslage in Afghanistan ist stabil. In viele Provinzen kann man zurückkehren.« Auch eine seiner Lieblingsmethoden, Polizeikontrollen ohne jeglichen Verdacht, dürfte künftig nicht ziehen, lungern Wirtschaftskriminelle doch selten vor Bahnhöfen herum. Bleibt der finale Rettungsschuss, den Nagel befürwortet. Der wirkt immer. Es ist nicht auszuschließen, dass man von der Prevent AG künftig einiges hören wird.