Deutsches Haus

In der Nacht zum 22. März beschädigten unbekannte Täter eine muslimische Gebetsstätte in Sittensen (Niedersachsen). Der Hausbesitzer bemerkte am Samstagmorgen drei kaputte Fensterscheiben. In einem der unteren Räume des Hauses fanden sich zerbrochene Flaschen, Brand­flecken und Spuren von Brandbeschleuniger. Außen am Gebäude waren Zettel mit Parolen der »Nationalen Sozialisten« angeklebt. Die gleichen Zettel wurden auch an mehreren Laternenmasten in der Stadt gefunden. Der Sachschaden beträgt rund 10 000 Euro. Die Polizei ermittelt gegen einen 18jährigen Verdächtigen wegen schwerer Brandstiftung. Zur Tatzeit schlie­fen im Nebenhaus mehrere Menschen, die Polizei sprach von Glück, dass das Gebäude nicht Feuer fing. Nach Informationen von »Recherche Nord« kündigte der Tatverdächtige an, sich vom Hamburger Vorsitzenden der NPD, Jürgen Rieger, anwaltlich vertreten zu lassen. Ein Unbekannter stieß am Nachmittag des 21. März im Berliner Stadtteil Friedrichshain ein zehnjähriges Mädchen zu Boden und beschimpfte es als »Negerin«. Das dunkelhäutige Kind befand sich auf der Frankfurter Allee auf dem Nachhauseweg. Es erlitt einen Schock, blieb aber sonst unverletzt. Der polizeiliche Staats­schutz übernahm die Ermittlungen. Bewohner des Ortes Dorfmark (Nieder­sach­sen) beschimpften am gleichen Tag eine internationale Jugendgruppe mit Worten wie »Kanaken raus« und »Schade, dass die Nazis nicht mehr am Ruder sind«. Die Betreuerin der südafrikanischen Gruppe, Pumeza Mandela, eine Nichte von Nelson Mandela, wurde mit obszönen Gesten beleidigt und beschimpft: »Geh’ lieber arbeiten, Kanake!« Die Jugendlichen aus zehn Ländern protestierten nach einem Workcamp in der Gedenkstätte Bergen-Belsen gegen die Ostertagung des »Bunds für Gotterkennt­nis«. Die »Weltanschauungsgemeinschaft«, die sich auf die völkische Ärztin Mathilde Ludendorff bezieht, hält seit über 30 Jahren ihre Treffen in Dorfmark ab. 100 bis 120 Gäste residierten in diesem Jahr im Hotel »Deutsches Haus«. Nach Angaben der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung waren es jedoch »einheimische Dorfmarker«, die die Jugendlichen beleidigten. Zwischen dem 20. und dem 23. März wurde eine Gedenktafel am Busbahnhof im hessischen Eiterfeld gestohlen, die an eine ehemalige jüdische Synagoge erinnerte. In der Nähe des Ortes, wo im Jahr 2005 das 30 mal 40 Zentimeter große Kupferschild angebracht worden war, fanden sich Wahl­kampf­flyer der NPD. Das Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule hat vorige Woche einen »Situationsbericht« zum Rechtsextremismus in Leipzig (Sachsen) vorgelegt. Danach ist die Zahl rechtsextremer Straftaten im Jahr 2006 angestiegen. 257 Propagandadelikte wurden verzeichnet, im Vorjahr waren es 198 gewesen. Die Zahl der Gewalttaten erhöhte sich von sieben auf zwölf. fr/gs