Von Polizisten und Menschen

Sicherheitskonzept in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt, wo es haufenweise Neonazis zum Anfassen gibt, welche wiederum gerne mal den einen oder anderen Mitbürger auf ihre Art etwas härter anfassen, soll es nun obendrein Polizeibeamte zum Anfassen geben. Das verkündet die sachsen-anhaltinische Polizei enthusiastisch auf ihrer Webseite.

»Mesias« (Modell zu Erhöhung der Sicherheit auf den Straßen) heißt das Projekt der Polizisten, die wie einst Jesu Jünger ausschweifen, »als Ansprechpartner in die Wohngebiete gehen« und »mit ihren Hunden Parkanlagen bestreifen« sollen. Dort sollen sie allen die frohe Botschaft von ihrer Allgegenwart verkünden: »Der Weg von Mesias führt direkt zu den Bürgerinnen und Bürgern, und zwar dorthin, wo sie wohnen, arbeiten und ihre Freizeit verbringen.«

Künftig sollen sie nicht mehr nur Rechtsextremisten beim Ausländerverhauen zuschauen, sondern ständig »in der Nähe sein; zu Fuß und ansprechbar«. Unter anderem soll es zu einem »bewussten Ansprechen von jugendlichen Gruppen durch Polizeibeamte« kommen, was man sich wohl etwa so vorstellen muss: »Freunde, alles, was Recht ist, wir möchten euch herzlich bitten, das Verprügeln dieses Mannes einzustellen. Erstens hat er euch gar nichts getan, und zweitens wird er sowieso bald abgeschoben. Also, was ist nun? Hört ihr auf damit, oder müssen wir andere Saiten aufziehen und eure Eltern anrufen?«

Nicht auszuschließen ist aber auch, dass Graffitikünstler oder harmlose, Bier trinkende Müßiggänger im Park in derselben Weise bewusst angesprochen werden.

So soll »ein neuer Kreislauf von Vertrauen, sozialer Verantwortlichkeit des Einzelnen für den Anderen und damit für die Gesamtheit in Bewegung gesetzt« werden. Polizei Sachsen-Anhalt goes Esoterik. Vertrauenskreislauf meets Verantwortlichkeitskuscheln. Der Gummiknüppel hat ausgedient, angesagt ist nunmehr liebevolles gegenseitiges Zurechtweisen, Maßregeln und Denunzieren.

Das neue Modell zeige, »dass Polizeibeamte nicht nur kommen, wenn sie gerufen werden, sondern dass man sie dort trifft, wo Menschen sind«. Wer hätte das gedacht? Polizeibeamte und Menschen, erfahrungsgemäß eine gefährliche Mischung, aber in Magdeburg scheint sie zu funktionieren. Wir erfahren nämlich auch, dass die Magdeburger Polizei alljährlich ein »Begegnungsfest« organisiert, zu welchem »alle eingeladen« seien, und zwar eben nicht nur Polizisten, sondern auch Menschen, wohlweislich also alle, »gleich welcher Nationalität, Rasse oder welchen Glaubens diese Menschen sind«. Alle hätten dort die Möglichkeit, heißt es, »ihre Kultur zu präsentieren, sei es als Musik, Tanz oder Kochkunst«, denn man weiß ja, dass der Orientale und der Neger an sich gerne Regentänze im Baströckchen veranstalten und bevorzugt etwas anderes essen als Graubrot mit Leberwurst.

Sogar der Neonazi von nebenan und sein Kumpel, der Punk, feiern mit: »Nicht selten findet sich auch ein Punk oder Skin, der hier zu afrikanischen Trommeln swingt (oft mit einer Dose Bier in der Hand).«

Die swinging Magdeburger Polizei zeigt hier, wie sich schmieriges Ranschmeißertum, kostenloses Wohlfühlgeschwätz, Ahnungslosigkeit, Rassenkunde und verlogenes Multikultigetue miteinander versöhnen lassen. Zweifelsohne ist sie aber auch ganz schön ballaballa: »Die Polizeidirektion Magdeburg wurde für diese Präventionsprojekte durch den Bundespräsidenten Heinrich Rau zweimal ausgezeichnet.« Es könnte aber auch Bundespräsident Johannes Lübke oder Bundespräsident Adolf Köhler gewesen sein. Wer kann das so genau wissen?

thomas blum