LeserInnenworld

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen. Zuschriften bitte an: mailto:briefe@jungle-world.com oder per Post an die Redaktion.

Jungle World 28/03: Erst denken, dann kämpfen

Zu beliebig gestylt

»Ein Merkmal des neoliberalen Kapitalismus ist es, das Oben-Unten-Schema durchbrochen zu haben. Und die Leistung der radikalen Linken war es, das erkannt und Kapitalismus als gesellschaftliches System verstanden zu haben, in dem jeder seine Rolle spielt, als Opfer wie als Täter. Das System gilt es zu bekämpfen, nicht die Klassensprecher aus der Parallelklasse!« So berechtigt dieses Argument in Diskussionen gegen einfachsten Arbeiterbewegungsmarximus war, so beliebig ist Ivo Bozics »Mahnung« in weiter gedachter Konsequenz einsetzbar – jeder ist Opfer und Täter, entscheidend nach Tagesform? Das Schöne im Kapitalismus ist dann, welche Identitäten ich annehme: Heute mal rebellisch mit Nietengürtel und Iro, morgen stylisch zur Firmensitzung, heute mal Punkrock hören, morgen im Fünf-Sterne-Salon einen feines Vier-Gänge-Menü. Da bleibt bei so viel Beliebigkeit die Frage: Wer sollen die Akteurinnen sein innerhalb von sozialen Kämpfen gegen die kapitalistische Gesellschaftsformation? Don’t fight the players only, basically fight the game !

cd

Jungle World 22/03: Viel zu viel Volk

Autoren aus der Großstadt

Selbstverständlich ist es richtig, dass sich Autoren über Ursprung bzw. Herkunft rechter Ideologien Gedanken machen. Nur ist dieser Artikel über den Öko-Aktivisten Herbert Gruhl wohl voll daneben gegangen und zudem extrem schädlich für eine sehr schwache Ökologiebewegung. Ich habe den Eindruck, dass dies auch beabsichtigt ist. Alle Religionen und Ideologien sehen den Menschen als Mittelpunkt jeglicher Betrachtung. Deshalb die große Feindschaft gegenüber den Ökologen, wobei auch die politische Linke keine Ausnahme bildet. Die ganzheitliche Ökologie kann man an Universitäten leider nicht studieren. Nur im Selbststudium und langjährigen Naturbetrachtungen ist dieses Wissen erlernbar. (Für Großstadtmenschen fast unmöglich.) Gruhl musste gleich nach der Gründung der Grünen einsehen, dass weltfremde Ideologien und wirtschaftliche Interessen die Partei beeinflussen. Ebenso erging es der von christlichen Ajatollahs beherrschten ÖDP, wobei die erwähnten rechtsextremen Tendenzen nicht zu beobachten waren. (Ökologie und Faschismus schließen sich aus.)

rolf lehmann

Jungle World 27/03: Fantomas kehrt zurück

Verschwörungstheorien? Ja, bitte!

Zu schreiben »es wird im Fernsehen täglich Unsinn« erzählt (meint er die »Tagesschau«?) und von »Räuberpistolen« zu sprechen (ja, gibt es denn überhaupt Geheimdienste?), halte ich für dermaßen unverantwortlich dem kritischen Verstand gegenüber (»Verschwörungstheoretiker«, »wilde Spekulationen«), dass ich Ihnen raten muss, diesen Demagogen Bozic an die Bild-Zeitung zu verkaufen. Kocht mal weiter linke Suppe, seid die Puppe, die tanzt, wenn sie tanzen soll. Ich les’ euch sowieso nur in der Kneipe.

ulf