Das Journalistenparteiblatt

In die presse
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»Willkommen zu Tabu, dem neuen Sprachrohr einer entstehenden neuen politischen Partei …« Also mal wieder eine neue Partei und eine neue Zeitschrift. Beide richten sich an »Journalisten(innen) mit Herz und sozialem Verständnis«. Also an uns. Daher sandte man uns wohl auch die erste Ausgabe des neuen »Sprachrohrs«.

Nun sind wir in Sorge, denn da scheint ein neues Konkurrenzprodukt auf dem Markt zu sein. In der ersten Ausgabe wird erklärt, was die Grundlagen der neuen Partei bzw. der Zeitung bzw. der Chefredakteurin und Herausgeberin Rose Schiff sind: Oberstes Ziel, sehr sympathisch, ist die »Abschaffung sämtlicher Regierungen«. Auch beim nächsten Ziel von Tabu möcht’ man nicht abseits stehen: »mehr soziale Gerechtigkeit«. Das klingt doch nicht schlecht. Und mit der Ankündigung, »schwarze Listen« zu veröffentlichen, um Politiker bzw. »schuldige Elemente« bloßzustellen, die »böswillig gegen die Bürgerrechte einzelner verstoßen haben«, könnte Tabu uns sogar glatt ausstechen. Zumal Tabu für die künftigen Ausgaben auch den Abdruck von Witzen verspricht und: »eine Zukunft, von der du nie zu träumen gewagt hast«.

Auch damit dürften sie recht haben: »Wir haben so wenig Vertrauen in die Menschheit, dass wir Tiere als die einzigen anständigen ‚Leute‘ ansehen, nahezu buchstäblich.« Also genau wie wir, die wir auch Tiere als die einzig anständig schmeckenden Leute ansehen. Vielleicht sollten wir mit Tabu kooperieren. Immerhin scheint viel Geld hinter der neuen Bewegung zu stehen. Wie sonst kann man ein Gewinnspiel anbieten, bei dem als erster Preis 80 und als zweiter 50 Euro ausgelobt werden. Um zu gewinnen, braucht man nur die »intelligenteste Antwort« auf einen Artikel einer gewissen Barbara Tuner zu schreiben, den man erst per Fax bestellen muss. Und wer seinen Artikel ins Englische übersetzen lässt, der bekommt gar die Kosten dafür rückerstattet, jedenfalls wenn die Antwort »zu den intelligentesten zählt«.

ivo bozic