Nachrichten

Mainz, wie es leibt und lebt

Diskriminierung. Die Stadt Mainz ist bekannt und beliebt für ihre Fastnachtsbräuche. Außerhalb der Narrensaison zeigt sie jedoch wenig Verständnis für Bekleidungsgewohnheiten, die hierzulande nicht der Norm entsprechen.

Einer jungen Muslimin verweigerte die fröhliche Stadt die Zahlung ihrer Sozialhilfe, weil die Frau es ablehnte, ihre Verschleierung abzulegen. Außer einem langen schwarzen Kleid und einem Kopftuch trägt die Frau auch stets Handschuhe und einen Schleier vor dem Gesicht. Das Verwaltungsgericht Mainz stimmte der behördlichen Maßnahme zu. »Wegen der Vollverschleierung sei die Frau auf dem Arbeitsmarkt nicht vermittelbar. Da sie sich aber weigere, dieses ›Vermittlungshindernis‹ zu beseitigen, habe sie ihre Hilfebedürftigkeit selbst herbeigeführt«, zitierte der Wiesbadener Kurier am vergangenen Freitag die Begründung des Urteils.

Nackte Präsenz

Medien. Im laufenden Jahr liegt der Anteil von Frauen auf den vorderen Seiten der Tageszeitungen nur bei 13,4 Prozent. 2002 wurden noch zu 18,3 Prozent Frauen namentlich erwähnt oder auf Bildern gezeigt. Der Journalistinnenbund fasst nach seiner Erhebung zusammen, dass Frauen immer mehr als Nachrichtenmacherinnen und -subjekte aus der deutschen Presse verschwänden.

Auf den Fotos in den Online-Medien sind zwar immerhin zu 34 Prozent Frauen zu sehen – allerdings über die Hälfte nackt und ohne Nennung ihres Namens.

Neue Bambule

Bauwagenplätze. Zumindest auf den ersten Blick scheint der Streit um den Hamburger Bauwagenplatz Bambule vorbei zu sein. Seine ehemaligen BewohnerInnen nahmen am vergangenen Freitag einen vom Senat für ein Jahr angebotenen Platz im Stadtteil Altona an und freuten sich über ihren Erfolg. SkeptikerInnen vermuten jedoch, dass der neue Bauwagenplatz in Zukunft als »zentrales Auffanglager« für die BewohnerInnen weiterer Wagenburgen dienen könnte. Der Senat macht kein Geheimnis daraus, dass er langfristig alle Hamburger Bauwagenplätze räumen lassen will.

Härter denn je ging die Polizei gegen eine Demonstration vor, die am gleichen Tag nach dem Ende eines Fußballspiels des FC St. Pauli stattfand. Wie schon oft in den vergangenen Wochen und Monaten zogen wieder 1 000 bis 1 500 Menschen durch die Stadt, um gegen die Politik des Senats zu protestieren. Diesmal allerdings gab es knapp 20 Festnahmen, 80 Ingewahrsamnahmen und viele Verletzte. Teile der Demonstration fanden sich zeitweise in einem Polizeikessel wieder.

Aufgetaucht

RAF. Nach 18 Jahren im Libanon hat sich Sabine Callsen am 7. März auf dem Frankfurter Flughafen der Bundesanwaltschaft gestellt. Die 42jährige soll seit 1984 der Roten Armee Fraktion (RAF) angehört haben.

Sofort nach ihrem Eintreffen in Deutschland wurde sie vom Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe vernommen. Ihr wird die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie die Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag auf eine Hamburger Firma im Jahr 1985 vorgeworfen, welche eine Fregatte für die Nato baute. Weil die AnwohnerInnen unmittelbar vor der Explosion telefonisch gewarnt worden waren, hatte es keine Verletzten gegeben.

Bis 1999 war mit Plakaten nach ihr und anderen mutmaßlichen Mitgliedern der RAF gefahndet worden, obwohl das Bundesamt für Verfassungsschutz 1998 bekannt gegeben hatte, dass sich »hinsichtlich der mit Haftbefehl gesuchten mutmaßlichen RAF-Angehörigen Sabine-Elke Callsen, Andrea Klump, Barbara Meyer, Horst Ludwig Meyer (…) Zweifel an der tatsächlichen Zugehörigkeit zum Kreis der Illegalen ergeben« hätten (Jungle World, 21/99). Der Ermittlungsrichter setzte den Haftbefehl aus dem Jahre 1985 unter Auflagen außer Vollzug, weil die Fluchtgefahr für gering gehalten wird.

Mehr Schotter!

Antiatom. Der Prozess gegen die »Fünf von Süschendorf« ist seit Dienstag voriger Woche zu Ende. Die Deutsche Bahn konnte vor dem Landgericht Lüneburg nur knapp die Hälfte ihrer Schadenersatzforderungen in Höhe von rund 10 000 Euro gegen die Aktivisten von Robin Wood durchsetzen. Aus Protest gegen die Atompolitik der Bundesregierung hatten sich die fünf Angeklagten im März des Jahres 2001 auf der Castor-Strecke bei Süschendorf im Wendland an einen Betonklotz im Gleisbett gekettet.

Nach einer Pressemitteilung von Robin Wood war der Anwalt der Angeklagten, Wolfram Plener, der Meinung, die Bahn hätte das durch die Aktion entstandene Loch mit ein bisschen Schotter auffüllen können. Das Unternehmen forderte jedoch 4 714,99 Euro für die Gleisreparatur, 587,99 Euro für neuen Schotter und 4 807,29 Euro für die Überstunden des Personals der Bahn-Tochter Nuclear Cargo & Service. Da die Bahn auch noch 53 Prozent der Prozesskosten zu tragen hat, wird das entstandene Finanzloch gewiss mit einer Anhebung der Fahrpreise ausgeglichen.

Mehr Mücken!

Wasserqualität. Kaum ist der Pisa-Schock verkraftet, folgt die Wasserschlappe. Auch die Qualität unseres Trinkwassers erreicht im internationalen Maßstab nur das Mittelfeld. Der Weltwasserbericht verweist Deutschland auf den 57. Platz bei 122 untersuchten Ländern. Kein guter Start also für das von den Vereinten Nationen erklärte Internationale Jahr des Süßwassers.

Während sich die finnische Methode bewährt hat, so viele Mücken an den einheimischen Seen anzusiedeln, dass sich ihnen niemand nähern mag, der Dreck an den Füßen haben könnte, steht Belgien besonders schlecht da: Die Wasserqualität unseres Nachbarlandes ist schlechter als etwa in Niger, im Sudan und in Indien.