Die gute Seite der Krise

Pleite des Erzbistums Berlin

Ihre Rituale sind bizarr und fremdartig, ihr Guru ist ein garstiger, vernagelter Mummelgreis, den sie kultisch verehren. Vor allem an Sonntagen suchen sie zwanghaft düstere Tempel auf und lassen sich bei einer grotesken Zeremonie dünne Brotscheiben in den geöffneten Schlund schieben, bevor sie mit irrem Blick närrische Gesänge anstimmen. Und ihre Überzeugungen sind beängstigend. Sich untenrum anzufassen, gilt ihnen als das schlimmste aller Menschheitsverbrechen. Ganz und gar wehrlosen ungeborenen Kindern drohen sie mit der Geburt. Sie sind eine der größten und einflussreichsten Sekten der Welt: die Katholiken.

Sie treiben auch in Berlin ihr Unwesen, wo sie offenbar in den vergangenen Jahren nicht nur an einschlägigen Orten hemmungslos ihren Aberglauben unters Volk gebracht, sondern auch gehörig Geld verpulvert haben, wie sich nun herausgestellt hat. Während andere schon seit Jahren sparen, »war davon bei den Katholiken nichts zu spüren«, heißt es in der Berliner Zeitung. Warum auch knausern? Verschwendung ist schließlich eine rundum vergnügliche Freizeitbeschäftigung. »Wer nicht liebt Wein, Weib, Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang«, sagte schon früher ein Typ von der konkurrierenden Sekte der Protestanten.

So wurde in den vergangenen Wochen bekannt, dass das Erzbistum Berlin fast 150 Millionen Euro Schulden hat. Das ist schön und zeigt, dass eine schwere Finanzkrise auch einmal ihre guten Seiten hat: Viele »Priester, Diakone, Küster, Organisten und Pfarrsekretärinnen« müssen laut Berliner Zeitung in den nächsten Jahren entlassen werden.

Seit Wochen aber bemüht sich nun der Berliner Generalvikar Peter Wehr, bei den anderen deutschen Bistümern Geld zu schnorren, damit die Katholiken weiterhin ihren sonderbaren Mummenschanz in der Stadt treiben können. »Doch die Amtsbrüder zeigen nun ein hartes Herz« (Spiegel) und werfen der Berliner Führungsriege der Sekte »strukturelle Verantwortungslosigkeit« vor.

Trotz der Schuldenmisere ist jedoch die Gefahr noch nicht gebannt. Im Gegenteil: damit die Kultstätten, in denen die verstiegenen Glaubensbrüder bislang ihren wirren Schabernack treiben, nicht verwaisen, hat ihr Berliner Chefprediger, Georg Kardinal Sterzinsky, bereits damit gedroht, »dass Kirchen anderen Religionsgemeinschaften zur Nutzung übertragen werden« (Berliner Zeitung). Statt der eigenen Klientel sollen dort also künftig andere verschrobene Geheimbünde ihre abwegigen Bräuche praktizieren. Eine infame Idee, von der zu hoffen bleibt, dass sie nicht verwirklicht wird.

Wo und vor allem wie die Berliner Clanchefs der Katholikensekte ihr Geld verprasst haben, weiß man nicht und will es lieber auch gar nicht so genau wissen. Fest steht aber, dass beide Probleme, sowohl das Katholikenproblem als auch das Schuldenproblem, auf simple Weise beseitigt werden könnten. Löste man nämlich den ganzen Laden wegen gemeingefährlicher Umtriebe und fortgesetzter vorsätzlicher Hetze auf und enteignete ihn anschließend, um sein Treiben zu unterbinden, wäre vorerst Ruhe und Schluss, Aus, Amen.

thomas blum