Die Autobiographie des Boxpromoters Ebby Thust

Ebby liebt alle

Der Boxpromoter Ebby Thust hat seine Autobiographie geschrieben, eine Geschichte von Leichtsinn, Angeberei, schnellem Geld, von Familie, Sühne und dem Neuanfang.

Am Ende steht der »Ebbylog«. Mehr ist im Grunde nicht zu sagen. Und wer nicht wüsste, dass Ebby Thust ein, sagen wir: Geschäftsmann ist, der außer mit Boxkämpfern auch schon versucht hat, mit Peter Graf ins Geschäft zu kommen, weil der angeblich mit Ebbys damaliger Freundin ein Kind hatte, was aber gar nicht stimmte - diesem bedauernswert Unwissenden müsste man nur noch zurufen, dass Ebby Thust ganz nebenbei und wirklich legal ein Getränk namens »Ebbywoi« vertreibt. Spätestens dann wäre aber wirklich alles gesagt.

Ebby Thust hat nun ein Buch vorgelegt. »Glanz und Elend« heißt es im Untertitel. Das ist natürlich zur Hälfte gelogen. Denn wo Ebby Thust ist, gibt's nur Glanz. Das beweist das Buch. Ebby wird interviewt und erzählt aus seinem Leben. »Ich komme aus einer bürgerlichen, streng katholischen Familie«, schreibt oder sagt er. Und weil er ahnt, dass man einem wie Ebby Thust eher nichts abnimmt, druckt er lieber gleich die beglaubigte Abschrift aus dem Geburtenbuch ab.

Aus seiner Kindheit erzählt Ebby dann unbeglaubigt, aber schön. »Ein Arbeitskollege meines Vaters kümmerte sich öfters um uns. Ich habe mich dann eines Tages bei ihm ausgeheult und ihm erzählt, dass mich mein Vater nicht liebt und so weiter. Da antwortete er, dass dies nicht stimme. Mein Vater trüge in seinem Portemonnaie immer ein Foto von mir mit sich und würde es oft nach dem zweiten Bier voller Stolz und Tränen in den Augen seinen Arbeitskollegen zeigen. Das Erste, was ich tat, als mein Vater mal wieder seinen Sonntags-Mittagsschlaf abhielt, war, seine Brieftasche zu untersuchen, und wirklich, da steckte versteckt zwischen Führerschein und Ausweis mein schon ziemlich abgegriffenes Foto. Da hat mich ein Schauer durchlaufen, ich konnte es gar nicht wahrhaben. Heute weiß ich, dass er mich wirklich liebte, dass er jedoch unfähig war, es zu zeigen.«

Wie anders ist doch da der Ebby. Er zeigt jedem und überall, dass er alle liebt. Zum Beispiel seine Kinder: »Ich habe die liebsten Kinder, die man sich wünschen kann. Sie sind absolut anständig und zum Glück kein bisschen nach dem Vater geschlagen.«

Ebby liebt alle. Das zeigt er auch auf den Fotos seines Buches. Ebby auf Mallorca, Ebby vor dem Club 007 in Benidorm, Ebby zu Hause, Ebby in Sizilien, Ebby mit BH über der Brille bei »heißen Nächten in Bangkok« und Ebby mit Mike Tyson in Las Vegas. Überhaupt: Ebby und Ebbys Freunde. Ebby ist einer, der jedem, den er sieht, die Pranke auf die Schulter haut. Und jemand anderem eine Kamera in die Hand drückt, damit der Moment auch festgehalten wird. Könnte ja mal ein Buch draus werden.

Ebby und die Boxer: die Rocchigiani-Brüder, Mike Tyson, Henry Maske, Teofilo Stevenson, Evander Holyfield, Max Schmeling, René Weller, Don King, Dariusz Michalczewski und auch Muhammad Ali bekamen Ebbys Pranke auf die Schulter. Ebby haut sie alle. »Wollte ich zu der Zeit irgendeinen Star persönlich kennen lernen, brauchte ich nur den Wunsch äußern, und die Vice Präsidentin des Casinos arrangierte es.«

Sein Buch zeigt es. Ebby und Rolf Töpperwien, Gerd Vossschulte, Heiner Lauterbach, Udo Lindenberg, Gene Hackman, Ben Becker, Dolph Lundgren, Heinz Hoenig, Kalle Schwensen, Tony Marschall, David Copperfield, Roberto Blanco, Adnan Kashoggi und Jürgen Drews - Ebby kommt halt auch an die ganz Großen ran. Costa Cordalis etwa kannte er schon, da jobbte der noch als Spülhilfe beim Griechen.

Ebby ist ein Gesamtkunstwerk, sein Buch das passende Denkmal für einen wie ihn. Über Ebby berichtet Ebby übrigens auch stets aktualisiert unter www.ebby.de.

»Letztlich soll dieses Buch das, was ein Buch in erster Linie tun sollte: seinen Leser unterhalten. Ich hoffe, dass dies der Fall sein wird und würde mich freuen, wenn es neben dem Unterhalten auch manchem noch gefällt.« Das steht im Ebbylog, und dass das Buch neben dem Unterhalten auch noch gefällt, wünsche ich mir auch.

Ebby Thust: Glanz und Elend. Eine bebilderte Geschichte von jugendlichem Leichtsinn, von Angeberei, vom schnellen Geld, die in der Kriminalität endete. Aber auch eine Geschichte von Familie, Sühne und dem Neuanfang. Goliath Verlag, Frankfurt/Main 1999, 192 Seiten, DM 39,80