Palastrevolte auf den Fidschis

Mahagoni-Putsch

Kommt es zu einem Deal zwischen Putschisten und militärischen Konterputschisten auf Fidschi? Die Verhandlungen ziehen sich in die Länge, und noch am Montag war unklar, ob es einen autoritären Kompromiss zwischen beiden Fraktionen geben würde.

Aber der Reihe nach. Am 19. Mai stürmte der Geschäftsmann George Speight mit sieben Schwerbewaffneten das Parlament und nahm u.a. den indischstämmigen Premier Mahendra Chaudhry mitsamt Regierung als Geiseln. Speights Begründung für den Coup: Die Kontrolle über das Land solle wieder in die Hände der eingeborenen Fidschianer übergehen. Die indischstämmige Bevölkerung, etwa 44 Prozent der 800 000 Einwohner, wären dann wieder politische Nobodys.

Natürlich ging es um etwas anderes. Speight war ein Mitspieler im Kampf um die Mahagoni-Plantagen auf Fidschi. Verwickelt waren die US-Botschaft, die britische High Commission, die eingeborenen Landeigentümer und einige lokale Geschäftsleute. Unter der Regierung des zweimaligen Putschisten Rabuka, vor der Wahl der Chaudhry-Regierung im Mai 1999, war Speight dabei, zu Fidschis einflussreichstem Funktionär in der Holzindustrie zu werden. Angesichts der Bedeutung dieses Industriezweigs für die Landeigentümer und die Regierung ein Posten, der ihm immense politische und wirtschaftliche Macht bescherte.

Das änderte sich unter der neuen, von Chaudhrys Labour Party dominierten Koalition. Einige Wochen vor dem Coup machte die Administration klar, dass sie das US-Angebot von Timber Resource Management, für deren Interessen Speight eintrat, zu Gunsten der britischen CDC ablehnen würde, und griff deren Integrität an. TRM klagte auf Verleumdung. Speights Schlüsselrolle in dem Deal um die Mahagoni-Plantagen wurde untersucht, und es kam heraus, dass TRM Zahlungen auf Speights Konto in Brisbane getätigt hatte. Speight versuchte, die Landeigner gegen die Regierung und einen Deal mit CDC in Anschlag zu bringen. Am 16. Mai veröffentlichte er eine langatmige Erklärung: Die TRM-Honorare hätten in keinem Zusammenhang mit dem Mahagoni-Deal gestanden.

Drei Tage später war das vergessen. Da stürmte Speight mit sieben Bewaffneten, die der Counter Revolutionary Warfare Unit angehören, das Parlament. Am vorvergangenen Wochenende entließ Staatspräsident Ratu Sir Kamisese Mara die Chaudhry-Regierung, ernannte sich selbst zum Interims-Herrscher, bot Speights Combo eine Amnestie an und skizzierte eine Regierung mit Speight-Anhängern - womit er weitgehend auf Speights Forderungen einging.

Mara hielt sich zwei Tage lang. Dann mobilisierte das militärische Oberkommando am Montag vergangener Woche Truppen auf die Straße, setzte die Verfassung außer Kraft - somit dürfen nur noch eingeborene Fidschianer hohe Staatsämter bekleiden - und verhängte das Kriegsrecht. Zuvor hatten Speight-Anhänger durch die Hauptstadt Suva randaliert und eine TV-Station angegriffen.

Der politische Wirrwarr um die Geiselnahme hat mittlerweile zumindest eines klar gemacht: Die verschiedenen Brüche in der traditionellen Fidschi-Gesellschaft. Denn Speight verhandelte seit der Geiselnahme auch mit den beiden außerparlamentarischen Institutionen dieser traditionellen Gesellschaft: dem Militär und dem Rat der Häuptlinge. In beiden Institutionen kann er auf eine gewisse Unterstützung rechnen. Der Rat der Häuptlinge stellt die traditionelle Stammeshierarchie dar; aber einheitlich sind die Interessen dort keineswegs.

Deutlich wurde das am vergangenen Wochenende, als die Clans auf den prosperierenden westlichen Inseln drohten, sich abzuspalten, wenn die politische Krise in Suva nicht gelöst werde. Auf diesen Inseln befinden sich die wichtigen Zucker- und Tourismus-Industrien, und dort scheint es wichtig, die Ausbeutung der indischstämmigen Arbeiter nicht durch Speights Fidschi-Chauvinismus zu erschweren.

Was die Gewerkschaften angeht, so haben sie sich gegen einen Generalstreik entschieden. Die Rechnung wird den Arbeitern präsentiert werden, wenn sie unter dem Militär oder einer Pseudo-Zivilregierung mit Speight-Anhängern verschärfter Ausbeutung gegenüber sehen.