Scharia in Nigeria

Bei schweren Straßenkämpfen in der nigerianischen Stadt Kaduna sind letzte Woche nach offiziellen Angaben mindestens 220 Menschen umgekommen. Anlass für die Auseinandersetzungen: Tausende von Christen demonstrierten gegen die Einführung der Scharia. Immer noch sind zahlreiche Menschen obdachlos, deren Wohnungen bei den Kämpfen ausbrannten. Im Januar wurde in Zamfara, einem der 36 Bundesstaaten in Nigeria, das islamische Recht eingeführt und seither rabiat angewandt. Mittlerweile sind Tausende in den christlich dominierten Süden des Landes geflohen. Kritiker sprechen von einer populistischen Maßnahme in der mehrheitlich muslimischen Region und befürchten ein Auseinanderbrechen des nigerianischen Staates. Auch in den Bundesstaaten Niger und Sokoto ist die Einführung des islamischen Rechts bereits eingeleitet, in Yobe, Kano und Kaduna zumindest geplant. Staatspräsident Olusegun Obasanjo hat sich inzwischen gegen die Einführung der Scharia ausgesprochen: Handabhacken und Steinigen seien nicht mit der Verfassung vereinbar, meinte er. Der 1999 gewählte Präsident hatte bei Amtsantritt hochrangige Militärs entlassen und Aufklärung der Verbrechen der Militärdiktatur versprochen. Der Norden hatte das Militär dominiert.